Das Risiko an den Märkten ist nicht größer geworden

Was die Fundamentaldaten betrifft, so befindet sich die Weltwirtschaft im besten Zustand seit einem Jahrzehnt und die Unternehmensgewinne verzeichnen die stärkste Erholung seit dem Jahr 2009. Allerdings haben in der zweiten Jahreshälfte 2016 die Hoffnungen auf eine globale Reflation die Märkte getragen. Im laufenden Jahr zeigte sich jedoch allmählich, dass es nach wie vor an Produktivitätssteigerungen und Inflation für eine solche Entwicklung mangelt.

Ohne diese Faktoren kann das nominale Wachstum der Weltwirtschaft jedoch nicht über den oberen Rand des Korridors steigen, in dem es sich seit drei Jahren befindet. Für reale, wachstumsorientierte Vermögenswerte wie Aktien wäre dies jedoch erforderlich, damit die Kurse noch weitere ein bis drei Jahre steigen können. In der Zwischenzeit dürften zahlreiche Anleger weiter auf Vermögenswerte setzen, die regelmäßige Erträge oder Renditen erbringen. Angesichts der guten konjunkturellen Situation ist das Risiko von Zahlungsausfällen und Dividendenkürzungen niedrig. Gleichzeitig reicht ein relativ schwaches Wachstum, um die Renditeziele zu erreichen.

Sinkende Risikoprämien

Und zudem sinken die Risikoprämien an den Renten- und Aktienmärkten auch deshalb nicht, weil der Inflationsausblick unklar ist und traditionelle Analysemodelle hier nicht mehr richtig tragen. Zumal auch Unsicherheit über den Kurs der Zentralbanken besteht. Darüber hinaus lassen die Märkte die (geo-)politischen Risiken natürlich auch nicht völlig außer Acht. Das Zusammenfallen all dieser Unsicherheiten erklärt weitgehend, warum die Risikoprämien an den Märkten für Staatsanleihen und den Aktienmärkten (im Vergleich zu Anleihen) im historischen Vergleich nicht gering sind.

Einflussfaktoren im Blick behalten

In gewisser Weise hat sich also an der Situation wenig geändert, wie sie bereits über weite Strecken des Jahres oder sogar noch länger zu beobachten ist. Dennoch lohnt es sich, sich immer darüber im Klaren zu sein, welche Faktoren eine Rolle spielen. Denn so kann man besser verstehen, warum der Markt sich gerade so und nicht anders verhält – und was ihn künftig zu einem Kurswechsel veranlassen könnte.

In der derzeitigen Situation halten wir an einer diversifizierten Asset Allokation und einer moderaten Risikobereitschaft fest, denn im jetzigen fundamentalen Umfeld sind die Renditeaussichten für Fixed-Income-Spreadprodukte, Immobilien und Rohstoffe günstiger als für niedriger rentierende Fixed-Income-Produkte. Zudem kann man weiter auf eine überzeugendere Reflation hoffen. Aber um die Risiken, die von eventuellen politischen Schocks ausgehen könnten, in den Hintergrund rücken zu lassen, wären weitere Hinweise auf eine Inflationsbeschleunigung und ein stärkeres Produktivitätswachstum erforderlich. Wir hoffen auf eine Entwicklung der Märkte in diese Richtung.

Valentijn van Nieuwenhuijzen, Chief Investment Officer bei NN Investment Partners

Foto: Shutterstock

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