Die Fed lockert die Zügel

Die Leitzinsen wirken also vor allem indirekt auf das Wirtschaftswachstum, über ihre Beeinflussung der allgemeinen Finanzierungsbedingungen, also der Renditen von Staatsanleihen, der Risikoaufschläge auf Unternehmensanleihen, der Aktienkurse und der Landeswährung. Seit die Fed im Herbst 2015 mit ihren Leitzinserhöhungen begonnen hat, war in den USA jedoch kaum eine Straffung der Finanzierungsbedingungen der Wirtschaft zu beobachten.

Trotz höherer Leitzinsen kletterten die Aktienkurse weiter, die Risikoaufschläge auf Unternehmensanleihen blieben stabil und auch der US-Dollar wertete nur in überschaubarem Maße auf. Da ihre Geldpolitik also lange Zeit weitgehend wirkungslos verpuffte, hatte die Fed gute Gründe mit den stetigen Leitzinserhöhungen voranzuschreiten.

Straffung der Finanzierungsbedingungen im vierten Quartal 2018

Dies hat sich jedoch im vierten Quartal 2018 gedreht: plötzlich kam es zu einer starken Straffung der Finanzierungsbedingungen. Die Aktienmärkte gerieten deutlich unter Druck und auch die Risikoaufschläge auf Unternehmensanleihen verzeichneten einen starken Anstieg, der kaum durch den Rückgang der Renditen auf Staatsanleihen kompensiert werden konnte.

Dieser plötzliche Umschwung der Lage an den Kapitalmärkten wird sich mit einer gewissen Verzögerung negativ auf das Wirtschaftswachstum in den USA auswirken, so viel ist klar. Daher spricht für die US-Notenbank nun vieles dafür, größere Vorsicht bei weiteren Zinserhöhungen walten zu lassen – und die Zügel für die Realwirtschaft somit etwas zu lockern.

Seite drei: Verbale Intervention: Datenabhängigkeit statt Autopilot

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