Unicredit zeigt erneut Interesse an Commerzbank-Übernahme

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten zunächst gut an. Im vorbörslichen Handel auf der Handelsplattform Tradegate gewann die Commerzbank-Aktie am Morgen fast drei Prozent an Wert. Aber auch für die Papiere der Deutschen Bank ging es um rund anderthalb Prozent aufwärts. Die Aktie der Unicredit geriet vorbörslich in Mailand unter Druck und gab gut 1,5 Prozent nach.

Übernahme für Unicredit könnte leichter sein

Aus Sicht der Marktbewertung wäre eine Commerzbank-Übernahme für die Unicredit leichter zu stemmen als für die Deutsche Bank. Die Unicredit-Aktie gehört zwar seit der Finanzkrise – neben den Anteilen der Deutschen Bank und der Commerzbank – zu den größten Verlierern unter den europäischen Banktiteln. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 27 Milliarden Euro bringt die Unicredit allerdings rund elf Milliarden Euro mehr auf die Waage als die Deutsche Bank. Die Commerzbank ist an der Börse derzeit rund neun Milliarden Euro wert.

Der seit 2016 amtierende Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier hatte zuletzt mit den Altlasten aufgeräumt, der Bank eine Rosskur verordnet und das Kapital erhöht. Seitdem ist sie trotz der politischen Krise wieder in ruhigeren Fahrwassern und kam anders als die beiden deutschen Institute im vergangenen Jahr auf einen Milliardengewinn.

Die Deutsche Bank und Commerzbank hatten Mitte März mitgeteilt, dass sie über die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses sprechen. In den Monaten davor hatten Vertreter beider Häuser immer wieder betont, dass eine Fusion wegen der jeweils eigenen Probleme derzeit keinen Sinn ergebe.

Wichtigkeit einer deutschen Großbank

Nachdem Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein von Goldman Sachs geholter Staatssekretär Jörg Kukies aber immer wieder die Bedeutung einer großen nationalen Bank betonten und es zudem viele Gespräche im Hintergrund gab, sprechen die Banken über eine mögliche Fusion, die de facto wegen der Größenverhältnisse eine Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank wäre.

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Commerzbank-Vorstandschef Martin Zielke hatten betont, die Gespräche ergebnisoffen zu führen. Berichten der „Wirtschaftswoche“ und der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zufolge will aber vor allem die Commerzbank das Thema wieder schnell vom Tisch haben.

Vorentscheidung an diesem Wochenende?

So berichtete die „SZ“ am Donnerstag unter Berufung auf einen Insider, dass es bereits an diesem Wochenende eine Vorentscheidung geben könnte. Ein konkreter Termin, etwa eine reguläre Vorstandssitzung der Commerzbank, stünde zwar nicht im Kalender, hieß es in dem „SZ“-Bericht unter Berufung auf Finanzkreise. Man werde aber generell zügig entscheiden, sagte ein Insider.

Seite drei: Wie es weitergehen könnte

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