Berater sind Software-Verweigerer

Die Hälfte der deutschen Vermittler weigert sich, Software-Unterstützung bei der Beratung einzusetzen und wird dies auch in Zukunft nicht tun. Dies ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter 838 Vermittlern, die der AfW ? Bundesverband Finanzdienstleistung und die Forschungsstelle für Finanzdienstleistungen an der Humboldt-Universität, beide Berlin, durchgeführt haben.

Insgesamt 40 Fragen konnten die Teilnehmer beantworten, um dabei zu helfen, ein Bild von der momentanen Stimmung im Markt zu erstellen. Dies war eines der Ziele, die sich der AfW und die Forschungsstelle im April auf die Fahnen geschrieben hatten (cash-online berichtete hier).

Viele nicht ausreichend über MiFID informiert
Heraus kam unter anderem: 42 Prozent der Befragten sind an einen Maklerpool angeschlossen, 58 Prozent haben keine Anbindung. Unabhängig davon verunsichern die gesetzlichen Neuerungen nach wie vor viele Vermittler. 34 Prozent der Befragten und 55 Prozent der AfW-Mitglieder fühlen sich auf die Veränderungen der MiFID ausreichend vorbereitet. Gut ein weiteres Drittel beziehungsweise 44 Prozent können das nicht von sich behaupten. ?Dies zeigt einerseits, dass viele Berater bereits umfassend aufgeklärt wurden, aber ein großer Teil sich offenbar selbst mit den Neuerungen auseinandersetzen muss. Dabei geht wiederum wertvolle Zeit für das Tagesgeschäft verloren?, sagt AfW-Vorstand Frank Rottenbacher gegenüber cash-online.

Auch als Reaktion auf die gesetzlichen Auflagen sind 36 Prozent (AfW-Mitglieder) und 23 Prozent (Nicht-Mitglieder) im Besitz einer Gewerbeerlaubnis nach Paragraf 34c der Gewerbeordnung (GewO) geholt. 13 Prozent (AfW-Mitglieder) und sieben Prozent (Nicht-AfWler) haben sich einem Haftungsdach angeschlossen. Weitere 17 Prozent (AfWler) und sechs Prozent (Nicht-Mitglieder) vermitteln nur die nicht erlaubnispflichtigen Investmentfonds. Eine verschwindend geringe Minderheit (ein Prozent und 2,5 Prozent) hat die Erlaubnis nach Paragraf 32 des Kreditwesengesetzes (KWG) beantragt.

Dokumentationspflicht ist dringlichstes Problem
Nahezu ein Drittel (31 Prozent) der AfW-Mitglieder (22,5 Prozent Nicht-AfWler) erwirtschaften zwischen 100.000 und 300.000 Euro pro Jahr. Jeder Zehnte AfWler und sechs Prozent der Nicht-Mitglieder generieren sogar zwischen 300.000 und 500.000 Euro per annum. 15 Prozent der Mitglieder verdienen über eine Million Euro.

Als dringlichstes Problem der kommenden zwei Jahre schätzt die Mehrheit (67,6 Prozent) der Befragten ein, geeignete Dokumentationslösungen zu finden beziehungsweise zu optimieren. ?Da zeigt sich, dass noch viel Unsicherheit hinsichtlich der Dokumentationspflicht herrscht?, resümiert Rottenbacher. ?Aktuell gibt es schlicht keine klaren Regeln, wie die Dokumentation genau aussehen muss?, so Rottenbacher weiter. Der AfW hat sich vorgenommen, dieses Thema auf politischer Ebene zu diskutieren.

Zur Überraschung des AfW zeigen sich die Vermittler für alternative Vergütungsmodelle recht offen: Gut ein Drittel (30 Prozent) würde Honorarberatung anbieten, wenn die Möglichkeit dazu bestünde. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) lehnt dies jedoch ab. ?Dieses Thema werden wir künftig stärker auf die Agenda nehmen?, so Rottenbacher.

Mehr Informationen zur Studie finden Sie in Cash. 7-8/2008 (erscheint am 26. Juni). (aks)

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments