Private Banking: Mehr Schatten als Licht

Die Zahl der Vermögenden in Deutschland steigt weiter, im vergangenen Jahr kletterte die Zahl der Millionäre um 20 Prozent. Entsprechend umkämpft ist der Private-Banking-Markt hierzulande. Dem Anspruch auf erstklassige Beratung und maßgeschneiderte Lösungen werden die Anlageberater allerdings oftmals nicht gerecht, wie die aktuelle Studie Vermögensverwaltung 2008 des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ), Hamburg, zeigt.

Beratungsgespräche überzeugen…

26 führende Vermögensverwalter testeten die Forscher auf ihre Beratungskompetenz und Dienstleistungsqualität. Auf Grundlage von Testberatungen und daraus resultierenden Anlagevorschlägen wurden Deutschlands beste Vermögensverwalter ermittelt und die vorgelegten Portfolios vom Institut für Quantitative Finanzanalyse (IQFin) analysiert.

Als besten Vermögensverwalter 2008 hat die Studie die Privatbank Fürst Fugger ausgemacht, sie habe den besten Anlagevorschlag erstellt und als einziger Anbieter die Note ?sehr gut? verdient. Den zweiten Platz erreichte die Hamburger Sparkasse, auf Platz drei folgen die Privatbankiers des Liechtenstein Global Trusts (LGT Bank), sie boten der Erhebung zufolge das beste Beratungsgespräch.

…Anlagevorschläge überwiegend nicht

Während die Vermögensverwalter in Puncto Servicequalität zu überzeugen wussten, und sich in diesem Bereich besonders in den Beratungsgesprächen auszeichnen konnten, wirft die Bewertung der Anlagevorschläge kein gutes Licht auf die Branche. Die Note ?sehr gut? wurde lediglich ein Mal vergeben. Fünf ?guten? Anlagevorschlägen stehen acht als ?mangelhaft? bewertete gegenüber. Gefehlt habe es vor allem an der plausiblen Darstellung von Renditeziel und Risiko sowie einer sinnvollen Portfoliostruktur, so die Studie.

Ganzheitliche Konzepte Mangelware

„Es überraschte uns, welche Bandbreite zu beobachten war. Neben maßgeschneiderten und hervorragend zusammengestellten Portfolios wurden leider auch unzulänglich aufbereitete Unterlagen sowie Standardbroschüren eingereicht“, kommentiert Dr. Sven Christiansen, Geschäftsführer des IQFin, die mangelnde Individualität bei knapp einem Drittel der Anlagevorschläge. Bemerkenswert sei, dass der besonders im Private Banking viel gepriesene ganzheitliche Beratungsansatz nur bei gut der Hälfte der Vermögensverwalter erkennbar war.

„Gerade aufgrund der aktuellen Entwicklungen bei der Erbschaftssteuer und der bevorstehenden Abgeltungssteuer müssen die Vermögensspezialisten in diesen Punkten wesentlich mehr zeigen“, so DISQ-Geschäftsführer Markus Hamer.

Kostentransparenz durch MiFID verbessert

Erfreut äußerten sich die Forscher über die Entwicklung der Kostentransparenz, die sich gegenüber dem Vorjahr verbessert habe. Dies sei jedoch nicht freiwillig geschehen, sondern der zum 1. November 2007 in Kraft getretenen EU-Richtlinie EU-Richtlinie MiFID geschuldet.

Zudem haben laut der Umfrage offensichtlich immer noch nicht alle Vermögensverwalter die Umsetzung der Richtlinie verinnerlicht: Ein Fünftel der untersuchten Anbieter machte keine oder nur sehr dürftige Angaben zu Kosten und Gebühren. (hb)

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