Trendforscher Matthias Horx: „Das Spiel ist vorbei“

Cash.: Was sollten Berater in dieser Situation tun?

Horx: Ich fürchte, sie müssen verstehen, dass das Spiel vorbei ist und der Markt massiv schrumpfen wird. Fonds wird man auf absehbare Zeit kaum noch verkaufen können. Gefragt ist in Zukunft der „ehrliche, transparente Makler“, der seinen Kunden nichts mehr aufschwatzt. Und kreative, neue Formen der alternativen Geldanlage.

Cash.: Gibt es weitere Tipps?

Horx: Ein Zukunftsforscher ist nicht für Tipps zuständig, sondern für die Zukunft. Aber ein Berater sollte sich überlegen, ob er irgendein Alleinstellungsmerkmal hat, das ihn vom klassischen Geschäft abhebt. Ist er spezialisiert, weil er viel Menschenkenntnis hat oder hat er Fähigkeiten, die andere nicht haben? Kann er Produkte anbieten, die krisenresistent sind?

Cash.: Steht die Branche vor einem Kollaps?

Horx: Nicht vor dem Zusammenbruch, aber vor einem massiven Strukturwechsel. Ein Drittel aller Finanzberater in Deutschland wird in zwei Jahren kein Finanzberater mehr sein. Bei den restlichen wird sich eine massive Entscheidung abspielen: Entweder sie werden wirklich Zocker, die hohe Risiken fahren. Oder sie ziehen sich auf eine Position des konservativen Verwalters zurück, der extrem vorsichtig agiert.

Cash.: Machen Sie das an den gesetzlichen Rahmenbedingungen fest oder an der Qualität der Beratung?

Horx: Beides. Menschen haben zunehmend keinen Glauben mehr daran, dass sich ihr Geld durch guten Rat vermehrt. Sie haben jetzt in zehn Jahren drei Börsencrashs erlebt, und sie realisieren, dass sich die Fundamentaldaten eines Unternehmens überhaupt nicht mehr im Börsenkurs spiegeln. Der Staat wird sich immer mehr einmischen. Das Casino wird geschlossen. Es wird irgendwann stark renoviert wieder aufmachen. Und dann kein Casino mehr sein können, sondern vielleicht eher eine langweilige Behörde.

Interview: Katja Schuld

Foto: René Golz

1 2 3Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments