Menschenkenntnis: Sich selbst und andere verstehen

Dass Beziehungen nur dem schaden, der sie nicht hat, haben Sie wahrscheinlich schon gehört. Doch Hand aufs Herz: Welche Konsequenz haben Sie daraus gezogen? Der Weg zur besseren Menschenkenntnis führt über die Selbsterkenntnis.

Die Rankel-Kolumne

Roger Rankel
„Menschenkenntnis beginnt bei der Selbsterkenntnis„.

Niemand kann allein erfolgreich sein, von Einsiedlern einmal abgesehen. Erfolg setzt die Zusammenarbeit mit anderen voraus. Je besser Sie mit anderen Menschen umgehen können, desto erfolgreicher werden Sie daher sein. Und je besser Sie sich selbst verstehen, desto gelassener werden Sie auf andere zugehen.

Lernen Sie, sich selbst besser zu verstehen

Praktisch beginnt alle Menschenkenntnis bei der Selbsterkenntnis und wirkt von da zurück auf den Umgang mit anderen. Wer sich selbst, seine Stärken und Schwächen, kennt …

➢ wählt bewusst die Möglichkeiten im Leben, die zu ihm passen,
➢ weiß, was er sich zutrauen und was er vermeiden sollte,
➢ sucht sich gezielt Sparringspartner, Mitarbeiter und Dienstleister, die dort stark sind, wo er selbst nicht so firm ist,
➢ kann seine Stärken kontinuierlich ausbauen und so Spitzenleistungen erzielen,
➢ vermeidet Fehler, die sich aus seinen Schwächen ergeben könnten,
➢ versöhnt sich selbstbewusst mit seinen Unzulänglichkeiten, im Bewusstsein, dass kein Mensch perfekt ist.

Wer sich selbst kennt, besitzt daher die wichtigste Voraussetzung dafür, souverän auf die Welt zuzugehen. Er kann andere akzeptieren, wie sie sind, weil ihm bewusst ist, dass jeder Mensch Eigenheiten hat. Rechthaberei ist ihm fremd. Anderssein empfindet er als Bereicherung, nicht als Bedrohung.

Selbstreflexion: Schlüssel zur Selbsterkenntnis

Ein Schlüssel zur Selbsterkenntnis ist die Selbstreflexion, ein zweiter ist der Austausch mit anderen. Holen Sie Feedback ein, vergleichen Sie Ihr Reagieren und Handeln mit dem anderer, lassen Sie Ihre Gefühle und Erfahrungen noch einmal Revue passieren. Was sagt das über Sie aus?

Tauschen Sie sich mit einem Coach aus. Nutzen Sie wissenschaftlich abgesicherte Testverfahren und Persönlichkeitstests und reflektieren Sie die Ergebnisse mit einem Profi.

Lokalisieren Sie Ihre blinden Flecken

Vor einiger Zeit coachte ich eine Vertriebskollegin, deren Umsätze sich nach einem Umzug von Berlin nach Ulm drastisch verschlechterten. Warum, war ihr ein Rätsel. Gemeinsam fanden wir ziemlich schnell die Ursache: In der neuen Umgebung hatte sich ein fragender Unterton in die Beratung eingeschlichen: An jedem Satzende ging die Satzmelodie ein wenig nach oben statt nach unten. Die Beraterin stellte so Ihre Aussagen selbst infrage. Als die Betonung wieder stimmte, stimmte auch der Umsatz.

Die fragende Betonung war ein klassischer blinder Fleck. So bezeichnen Psychologen Eigenschaften und Verhaltensweisen, die der Betroffene selbst nicht bemerkt, seine Umgebung aber schon. Jeder von uns hat solche blinden Flecken. Der eine runzelt beim Überlegen so stark die Stirn, dass alle ihn für unfreundlich halten. Der andere nervt Zuhörer durch permanentes „Äh“-Sagen. Beide würden aus allen Wolken fallen, wenn man sie darauf hinwiese.

Schulen Sie Ihre Menschenkenntnis

Es ist gut, seine blinden Flecken zu kennen – zumindest die Eigenschaften, mit denen man sich ungewollt ein Bein stellt. Sorgen Sie deshalb dafür, dass es in Ihrer Umgebung Menschen gibt, die Ihnen die Wahrheit sagen, auch und gerade, wenn die Wahrheit mal nicht angenehm ist. Je weniger blinde Flecken Sie haben, desto erfolgreicher werden Sie mit anderen zusammenarbeiten, kommunizieren oder auch verkaufen.

„Was mich anbetrifft, so zahle ich für die Fähigkeit, Menschen richtig zu behandeln, mehr als für irgendeine andere auf der ganzen Welt“, sagte John D. Rockefeller. Sein beträchtliches Vermögen lässt vermuten, dass er Recht damit hatte. Doch wer Menschen richtig behandeln will, muss sie zuvor treffend einschätzen.

Menschenkenntnis ist eine Gabe, die man trainieren kann wie einen Muskel. Das funktioniert allerdings nur, wenn Sie die wichtigste Voraussetzung dafür mitbringen: die Bereitschaft, anderen Ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken.

Seite zwei: Persönlichkeitstypologien heranziehen

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