Verbraucher kennen Vergütungsstrukturen nicht

Die Diskussion um Provisions- und Honorarberatung geht an der Realität der Verbraucher vorbei, so eine Studie des PFI Private Finance Institute der EBS Business School. Denn nur eine Minderheit kenne sich mit den Vergütungsformen aus.

Der Studie zufolge haben die meisten Verbraucher kein beziehungsweise ein falsches Verständnis von den Vergütungsstrukturen und -formen in der Finanzdienstleistungsbranche.

Rund die Hälfte der Befragten (46 Prozent) haben der Studie zufolge schon einmal von Honorarberatung gehört. Dennoch konnten demnach lediglich 28 Prozent derjenigen, die schon einmal vom Konzept gehört hatten, Honorarberatung tatsächlich richtig beschreiben. In der Detailbetrachtung zeige sich dass insbesondere Befragte mit höherer finanzieller Allgemeinbildung beziehungsweise höherem Haushaltsnettogeldvermögen überproportional häufig von Honorarberatung gehört hätten.

Keine klare Vorstellung von Honorarberatung 

„Dies offenbart, dass die mit dem „Gesetz zur Förderung und Regulierung einer Honorarberatung über Finanzinstrumente“ auch erst seit dem 15. Juli 2013 erstmals gesetzliche verankerte Honoraranlageberatung den meisten Verbrauchern kein Begriff ist“, so die Studienautoren. Dementsprechend haben der Umfrage zufolge auch lediglich 2,5 Prozent der Befragten bisher ein Angebot zur Honorarberatung genutzt

Quelle: PFI Private Finance Institute, EBS Business School: Bedeutung von Vergütungsstrukturen im Nachfrageverhalten nach Finanzdienstleistungen, Studie, Wiesbaden 2014

Aber auch die Vergütung durch Provisionen ist den meisten Verbrauchern demnach kein Begriff. Provisionen und ihre Wirkungsweise seien nur einer Minderheit der Befragten (17 Prozent) bekannt. Fast zwei Drittel der Teilnehmer sind demnach überzeugt, dass eine Beratung in finanziellen Angelegenheiten durch Banken, Sparkassen und andere Finanzdienstleister kostenlos sei.

Keine informierte Entscheidung der Verbraucher

Der Gesetzgeber gehe auch in der Gesetzgebung von einer bewussten Entscheidung eines umfassend informierten Verbrauchers für oder gegen eine bestimmte Vergütungsform aus, so die Studienautoren. Unter den Verbrauchern sei jedoch aktuell eine derartige bewusste Entscheidung nicht festzustellen. „Das Antwortverhalten der befragten Verbraucher lässt den Schluss zu, dass die Verbraucher sich nicht bewusst für das generell dominierende Provisionsmodell entschieden haben“, erläutert Prof. Dr. Rolf Tilmes, einer der wissenschaftlichen Leiter der Studie.

Die mangelnde Kenntnis sei auch die Ursache dafür, dass Honorarberatung bisher nicht als alternative Vergütungsform wahrgenommen werde. „Um einer derartige bewusste Entscheidung herbeizuführen, bedarf es daher zum einen eine bessere finanzielle Allgemeinbildung, die bereits in der schulischen Ausbildung verankert werden sollte“, fordern die Studienautoren.

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Für die  Studie „Bedeutung von Vergütungsstrukturen im Nachfrageverhalten nach Finanzdienstleistungen“ der PFI Private Finance Institute der EBS Business School unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Rolf Tilmes, Dr. Ralph Jakob und Dr. Johannes Tekathen  wurden bevölkerungsrepräsentativ 1.041 Privatkunden mit Beratungserfahrung in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2013 zu ihren Finanzen befragt. (jb)

 

Foto: Shutterstock

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