Finanzvertrieb: Image allein reicht nicht

Die Broschüre erklärt insgesamt gut verständlich die Grundzüge von AIF. Sie ist mit knapp 40 Seiten, davon sieben Seiten Risikohinweise, allerdings arg umfangreich ausgefallen und teilweise übervorsichtig formuliert.

Insbesondere die Risikohinweise zu den einzelnen Branchen hätten nicht unbedingt sein müssen. Sie können die Lektüre der vollständigen und auf den konkreten Fonds bezogenen Hinweise im Prospekt ohnehin nicht ersetzen.

Weitaus kurzweiliger ist der animierte Erklärfilm, den der BSI auf seiner Website (via youtube) veröffentlicht hat. Die schnörkellosen 4,5 Minuten dürften jedenfalls für Anleger (und Vermittler), die erstmals in Kontakt mit AIF kommen, erheblich besser geeignet sein als die 40 Seiten Basisbroschüre. Der Link zu dem Clip gehört auf das Tablet und Smartphone jedes AIF-Vermittlers.

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AfW-Materialien für jedermann

Noch wichtiger als die Image- und Informationsbemühungen der Verbände jedoch ist, dass ihnen auch Taten folgen – oder besser noch: vorangehen. Denn Image ist gut und schön, aber es darf nicht zu weit neben der Realität liegen.

Wie weit es an der Vertriebsfront mit der „objektiven“ Beratung und vor allem mit Empfehlungen, die laut AfW-Flyer „frei von Vergütungsinteressen“ sind, tatsächlich her ist, ist schwer zu beurteilen.

Nicht besonders glücklich ist jedenfalls, dass jedermann die AfW-Materialien für sich anfertigen lassen kann, auch Nicht-Mitglieder. Ein – wie auch immer gearteter – Qualitätsnachweis oder eine Selbst-Verpflichtung sind offenbar nicht erforderlich.

Nicht alles Gold bei AIF

Auch bei AIF ist noch lange nicht alles Gold, was glänzt. Nicht oft genug kann bekrittelt werden, dass es auch bei den voll regulierten Produkten weiterhin Dinge wie vom Initiator abhängige Treuhänder mit eigenem Stimmrecht, Gesellschafter-„Versammlungen“ im schriftlichen Verfahren, grenzwertige „bis zu“-Kostenklauseln oder Prospekte ohne vollständigen Investitionsplan gibt.

So lange solche Defizite nicht abgestellt sind, so lange wird es auch Misstrauen, enttäuschte Anleger oder gar gerichtliche Auseinandersetzungen geben, die – vor allem dann, wenn sie öffentlich ausgetragen werden – das Image der Branche belasten. Ein einziger solcher Fall bei einem AIF kann mehr Porzellan zerschlagen als jede Image- oder Informations-Kampagne jemals kitten kann.

Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und beobachtet den Markt der Sachwertanlagen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 20 Jahren.

Foto: Anna Mutter

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