MiFID II – das System bremst sich selbst aus

Die Europäischen Regulierungen des Finanzmarkts werden immer komplexer. Damit haben sich die Regulatoren nun offensichtlich selbst ein Bein gestellt.

Kommentar von Frank Rottenbacher, AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung e.V.

„Anscheinend ist die Komplexitätswelle nun auch über Brüssel zusammengebrochen.“

Alles ging Ende der neunziger Jahre mit einer guten und aus heutiger Sicht simplen Idee los: Es sollte ein Binnenmarkt geschaffen werden. Ohne Grenzen. Auch für Finanzdienstleistungen. „Umsetzung des Finanzmarktrahmens: Aktionsplan“ hieß das damals. Ganze 32 Seiten lang. Für Nostalgiker noch heute auf einem Brüsseler Server abrufbar.

Undurchschaubarkeit der Richtlinien

Seit dem ist viel geschehen. Sicher war und ist viel zu regulieren. Aber die Undurchschaubarkeit der verschiedenen Richtlinien und – jetzt neu hinzugekommen – der delegierten Rechtsakte hat inzwischen leider ihren nahezu perfekten Zustand erreicht: MiFID, PRIIPS, IDD II (nicht zu vergessen IDD 1.5), POG etc. … Und jedes Dokument hat heutzutage eine Mindeststärke von 200 Seiten erreicht. Wer erkennt wirklich noch alle Interdependenzen, wer alle Auswirkungen?

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Anscheinend ist nun diese Komplexitätswelle auch über Brüssel zusammengebrochen. Wenn nun schon die Ersteller ein Jahr mehr brauchen, um MiFID II auf den Weg zu bringen, ist das ein klares Warnsignal. Uns Vermittlern kann das eine Jahr nur recht sein. Über die 34f-Regulierung haben wir national bereits sehr viel von dem umgesetzt, was MiFID II fordert. Dieses eine Jahr Verzögerung schadet weder uns noch unseren Kunden.

Frank Rottenbacher ist Vorstand des AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung e.V.

Foto: Christof Rieken

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