Bad Bank für Schiffe: Auflieger ins Auffangbecken

Nach der Bad Bank für die Finanzbranche soll nun das Äquivalent für die maritime Wirtschaft her. Schiffsfinanzierer und Reeder planen eine Auffanggesellschaft für überflüssige Containerschiffe.

Die von Emissionshäusern, Reedern und Banken über Beiträge finanzierte Auffanggesellschaft „Baltic Max Feeder GmbH“ soll bis zu 500 Frachter mit Ladungsvolumen von bis zu 1.400 Standardcontainern (TEU) mieten, die ohne Job sind. So würden die Verluste aller Schiffe aufgeteilt.

Ziel des Vorhabens ist es, die Reeder von ihren Verlustbringern zu befreien und zugleich dem ruinösen Preisverfall bei den Charterraten, die sich zur Zeit auf dem absoluten Tiefststand befinden, Einhalt zu gebieten.

Der Plan sieht vor, dass die Betreiber der Auflieger eine Rate erhalten, die mindestens die Betriebskosten und die Zinszahlungen an die Banken deckt. So wären sie nicht mehr gezwungen, zu Verlustpreisen zu vermieten.

Fondsschiffe: Insolvenzen bei Ownership und HCI

Die Idee kommt nicht aus heiterem Himmel, denn die Lage im Markt ist angespannt. Zuletzt mussten die Initiatoren Ownership und HCI Capital Fondspleiten melden. Ownership teilte mit, Insolvenzanträge für die Schiffe „K-Spirit“ sowie „K-Wind“ gestellt zu haben, nachdem die Anleger der Dachfondsgesellschaft sich nicht bereit erklärten, in ausreichendem Maße Eigenkapital bereitzustellen. In beiden Fällen steht zudem zu befürchten, dass die bisherigen Auszahlungen im Insolvenzverfahren zurückgefordert werden.

Auch das Containerschiff „Mar Catania“ des HCI-Schiffsdachfonds „Shipping Select XV“ bekommt von seinen Investoren keinen Eigenkapital-Nachschuss. Der Initiator gab deshalb bekannt, Insolvenz für die Schiffsgesellschaft beantragt zu haben.

Wettbewerber Lloyd Fonds hat ebenfalls Probleme mit seinem Fondsschiff „Emilia Schulte“. 2,8 Millionen Euro braucht das Unternehmen von den Anlegern, um den Fonds zu retten, wie die „Financial Times Deutschland“ (FTD) berichtet.

Die Lage ist angespannt – drohen weitere Pleiten?

Ähnliche Schicksale drohten auch weiteren Fondsgesellschaften, denn die Situation spitze sich mit jedem Tag weiter zu, erklärt Steuerberater Hermann Neemann, der Kopf hinter den Plänen für die Schiffs-Bad-Bank, gegenüber cash-online. Bis Ende August will er sein Konzept an den Start bringen. Die Resonanz von Reedern und Emissionshäusern sei durchweg positiv.

Derzeit hänge das Vorhaben vor allem von den finanzierenden Banken und den EU-Wettbewerbshütern ab.

Die EU-Kommission sei aufgrund der kartellrechtlichen Aspekte schon kontaktiert worden, so Neemann. Eine Rückmeldung von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes liege bereits vor. Sie erwähne aber nur die grundsätzlichen Bedenken und rege eine weitere Diskussion an. Trotzdem ist Neemann zuversichtlich, sein Modell rasch durchsetzen zu können.

Pläne hängen von Banken und Kartellrecht ab

Maßgeblich für die Umsetzung ist also vor allem die Unterstützung der Banken ? sie sollen für die Beiträge der Reeder bürgen. Allein im ersten Jahr braucht die Auffanggesellschaft nach Neemanns Berechnungen 50 Millionen Euro, um Schiffe ohne Beschäftigung zu finanzieren.

Für die Banken hätte das Konzept den Vorteil, dass die Reeder ihre Zinsen weiter zahlen könnten, wovon auch die Geldhäuser selbst profitierten, wie Neemann betont.

Bei einem Treffen in Hamburg sollen mit der HSH Nordbank und der Deutschen Schiffsbank laut FTD-Bericht bereits der weltgrößte Schiffsfinanzierer und die zur Commerzbank gehörende Nummer vier der Branche Neemanns Pläne diskutiert haben. Er selbst war allerdings nicht zugegen und erklärte, nichts von der Zusammenkunft zu wissen.

Feeder-Reedereien fürchten Wettbewerbsverzerrung

Unterdessen regt sich bei einigen Marktteilnehmern offensichtlich doch Widerstand. Wie die FTD berichtet, befürchten die sogenannten Feeder-Reedereien – sie mieten Schiffe für Kurzstrecken-Transporte von den Eignern – dass die anvisierte Lösung den Markt außer Kraft setzt.

Die niederländische Reederei Delphis erwäge deshalb gar rechtliche Schritte, sollte das Projekt an den Start gehen, so der Bericht weiter. (hb)

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