„Schwarz-Gelb ist keine Gefahr für bestehende Fonds“

Grüne Beteiligungen sind auf der Überholspur. Daniel Kellermann, Geschäftsführer des Info-Portals Green Value, erklärt im cash-online-Interview, warum Erneuerbare Energien noch viel Potenzial haben, und Anleger sich nicht vor Schwarz-Gelb fürchten müssen.

Interview: Hannes Breustedt

cash-online: Geschlossene Fonds liegen seit Ausbruch der Finanzkrise wie Blei in den Regalen der Vertriebe, die Platzierungszahlen sind dramatisch eingebrochen. Einzig das Volumen von grünen Beteiligungen, vor allem Energiefonds, legt kontinuierlich zu. Warum?

 

Kellermann: Grüne Beteiligungen, insbesondere Energiefonds, sind kaum konjunkturabhängig, wie es beispielsweise beim Immobilien- oder Frachtgeschäft der Fall ist. Nahezu weltweit herrscht die einhellige Meinung, dass Erneuerbare-Energien- und Umwelttechnologien aus Gründen des Umweltschutzes auf- und ausgebaut werden müssen. Die verschiedenen Länder forcieren den erforderlichen Ausbau deswegen mit nationalen Förderprogrammen. Das bietet Investoren Stabilität und Sicherheit. Private Anleger und institutionelle Investoren wie Energieversorger oder Versorgungswerke haben die Vorteile erkannt. Immer mehr Initiatoren tun das auch, und stellen sich mit neuen Produkten darauf ein.

cash-online: Woran erkennen Vermittler und Anleger unseriöse Anbieter, Trittbrettfahrer und Novizen, die durch den Boom auf den Plan gerufen werden?

Kellermann: Mangelnde Transparenz und unrealistisch hohe Renditeversprechen sind Kennzeichen unseriöser Anbieter. Dass Initiatoren, die aus anderen Fondsbereichen kommen, jetzt auf den Umweltfondszug aufspringen, ist grundsätzlich nicht verwerflich. Problematisch wird es dann, wenn beispielsweise technische Risiken oder die eigenen Spielregeln des Energiemarktes unterschätzt oder verkannt werden. Beispielsweise kann eine fehlende Baugenehmigung, eine fehlende Finanzierungszusage oder zu geringe Eigenkapitalplatzierungsstärke ein Projekt ins Stocken oder gar zum Kippen bringen. All diese Punkte gehören zu den üblichen Projektrisiken die auch grüne Fonds aufweisen. Sie sind in der Regel lösbar und, falls bei Fondsstart noch nicht gelöst, als Risiken entsprechend zu kennzeichnen.

cash-online: Müssen Anleger ihr ökologisches Bewusstsein mit Abstrichen bei der Rendite bezahlen?

Kellermann: Klares Nein. Grüne Beteiligungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren rasant entwickelt. Nicht erst seit dem Wegfall der steuerlichen Verlustzuweisungen stehen Ausschüttungen und Rendite im Vordergrund. Die gesamte Branche der Erneuerbare-Energien- und Umwelttechnologien, dazu gehören die technischen Zulieferer, Serviceunternehmen und Versicherungen, haben sich in den letzten Jahren professionell aufgestellt. Ein neuer Wirtschaftszweig ist entstanden, in dem Abstriche bei den Investorenrenditen keinen Platz haben. Andernfalls gäbe es ihn nicht.

cash-online: Nicht nur das Volumen, sondern auch die Beteiligungsangebote am Markt haben deutlich zugenommen. Welche Produkttrends beobachten Sie?

Kellermann: Aktuell steht die Stromerzeugung aus Sonnenenergie bei neuen und etablierten Anbietern hoch im Kurs. Neben Deutschland liegen Projektstandorte in Spanien und Italien nach wie vor im Trend. Nach und nach dürften auch die ersten Solarprojekte in Griechenland und Tschechien realisiert werden und diese Länder als Projektstandort an Bedeutung gewinnen.  Zu beobachten ist auch, dass einige Emittenten mit Blindpool Fonds starten und Portfolios aus Energieanlagen, beispielsweise Biogas- oder Photovoltaikanlagen, zusammenstellen. Bei zunehmendem Wettbewerb um Energieprojekte könnte diese Fondskonzeption an Beachtung gewinnen. Denn mit einem gefüllten Portemonnaie ist eine Einkaufstour erfolgreicher.

Lesen Sie auf Seite 2, warum Windkraft trotz ertragsschwächerer Jahre noch viel Luft nach oben hat.

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