Private-Equity-Fonds sind angezählt, aber noch im Rennen

Das Angebot an Private-Equity-Fonds ist deutlich zurückgegangen. Der Markt für die außerbörslichen Beteiligungen liegt am Boden, Anleger lassen sich kaum für die Anlageklasse begeistern. Damit verpassen sie wahrscheinlich einmal mehr den besten Zeitpunkt zum Einstieg.

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Text: Andreas Friedemann

An den 17. April 2005 werden sich die meisten Manager von Private-Equity-Fonds nicht gerne erinnern. „Manche Finanzinvestoren fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter“, polterte an jenem Tag der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering in einem Interview mit „Bild am Sonntag“ und diffamierte damit eine ganze Branche.

Die Verunglimpfung zielte auf einen Markt, der einen Milliarden-Deal nach dem nächsten vermeldete, über unerschöpfliche Liquidität zu verfügen schien, zwei oder gar dreistellige Renditen anstrebte – und sie tatsächlich erreichte. Was der SPD-Chef kaum bezweckt haben wird: Er gab der Branche einen weiteren Push und begeisterte renditehungrige Privatanleger für eine Anlageform, die zuvor hauptsächlich institutionellen Investoren vorbehalten gewesen war. Private-Equity- und Venture-Capital-Anlagen besaßen plötzlich Magie.

Auf dem Boden der Tatsachen

2006 zählte Cash. bei seiner jährlichen Marktübersicht mit 46 Offerten so viele Private-Equity-Fonds wie nie zuvor. Doch kaum war die Anlageklasse entdeckt, ging es von schwindelerregenden Höhen zurück auf den Boden der Tatsachen, noch bevor Lehman Brothers & Co. die weltweite Wirtschaft mit in die Krise nahmen. Seit Oktober 2008 liegt der Markt am Boden. So ging das Investitionsvolumen, das nach wie vor hauptsächlich von institutionellen Investoren stammt, nach einer Erhebung des europäischen Branchenverbands EVCA im ersten Halbjahr 2009 gegenüber der zweiten Hälfte 2008 um nicht weniger als 86 Prozent zurück.

Auch die erfolgsverwöhnten amerikanischen Fonds mussten nach Auskunft ihrer Branchenorganisation NVCA zuletzt herbe Verluste hinnehmen. Demnach verzeichneten die erfassten Fonds zwischen Mitte 2008 und Mitte 2009 im Schnitt eine Performance von minus 17,1 Prozent. In Deutschland herrscht ebenfalls Flaute: Der hiesige Branchenverband BVK teilte Mitte November 2009 mit, dass das Investitionsvolumen auf dem deutschen Private-Equity-Markt im dritten Quartal des Jahres lediglich etwas mehr als ein Fünftel der Summe betrug als im Vorjahreszeitraum.

Leichte Erholungstendenzen

Immerhin: Mit einem Volumen von 837 Millionen Euro ist zwischen Juli und September 2009 mehr Kapital investiert worden als in den beiden Vorquartalen zusammen, als jeweils 318 und 301 Millionen Euro umgesetzt wurden. Wie nachhaltig die positive Entwicklung ist, wird sich nach Einschätzung des Verbands zwar erst Anfang 2010 zeigen, aber die Anzeichen für eine Trendumkehr mehren sich.

Die Signale für einen günstigen Zeitpunkt zum Einstieg in Private Equity könnten kaum besser sein: Der Markt hat eine deutliche Korrektur durchlebt, die Weltwirtschaft hat sich anscheinend gefangen und die Unternehmen lechzen angesichts der Kreditklemme nach Eigenkapital. Doch das steht immer weniger zur Verfügung, weil sich institutionelle wie private Anlege in Zurückhaltung üben. Einige Initiatoren von Wagniskapitalfonds haben den schwierigen Kampf um die Anleger vorübergehend aufgegeben.

Oliver Moosmayer, HCI
Oliver Moosmayer, HCI

Dazu zählt die HCI-Gruppe aus Hamburg, die seit dem Jahr 2000  und nach Schließung des HCI Private Equity VI in 2008  eine Emissionspause in dieser Assetklasse einlegt.

„Der Grund hierfür liegt jedoch nicht an einer negativen Einschätzung des Investitionsmarktes. Ganz im Gegenteil: Wir sehen zurzeit interessante Opportunitäten. Wegen der durch die Finanzkrise geänderten Anlegerpräferenzen haben wir vielmehr an der Platzierbarkeit dieser Anlageklasse bei Privatanlegern Zweifel“, sagt Vorstandsmitglied Dr. Oliver Moosmayer.

Das gesamte Angebot aktueller Private-Equity-Fonds finden Sie hier

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