Cash.-Hitliste der Initiatoren: Platzhirsche müssen weichen

Mit einem Investitionsvolumen von gut 830 Millionen Euro sicherte sich das Grünwalder Emissionshaus KGAL, das Produkte aller aufgeführten Anlageklassen geschlossener Fonds mit Ausnahme von Infrastrukturofferten im Angebot hatte, den Platz auf dem Siegertreppchen. Rund 460 Millionen Euro Eigenkapital steuerten institutionelle und private Anleger zu dem Ergebnis bei. Ein Anteil von 200 Millionen Euro entfiel auf eine Fotovoltaik-Offerte, die Großinvestoren vorbehalten war.

Die diesjährige Silbermedaille geht an den Produktanbieter Hannover Leasing aus dem benachbarten Pullach, der sein Investitionsvolumen binnen Jahresfrist um satte 279 Prozent auf gut 737 Millionen Euro steigern konnte und in der Cash.-Hitliste des letzten Jahres noch Rang 28 belegte. Ein Anteil von nahezu 476 Millionen Euro stammt aus dem Geschäft mit Immobilien, die im Ausland stehen und offensichtlich den Nerv der Anleger trafen: So startete der Initiator im Januar letzten Jahres die Luxemburg-Offerte ‚Wachstumswerte Europa III’, die in einen Büroneubau im Luxemburger Stadtteil Cloche d’Or investiert, der seit seiner Fertigstellung im September 2009 langfristig und größtenteils an die Europäische Union und den luxemburgischen Stahlproduzenten Arcelor Mittal vermietet ist. Den Eigenkapitalanteil von 230 Millionen Euro hatten die Pullacher bereits im Februar mehr als 80 Prozent eingeworben, im April war der Fonds ausplatziert.

Emissionshäuser mit Bankenhintergrund besteigen die Siegertreppchen

Den dritten Platz sichert sich die Münchener Real I.S. AG, die nach KGAL das meiste Eigenkapital einsammeln konnte. Für Aufsehen in der Branche sorgte der Initiator mit der flotten Platzierung dreier großvolumiger Australienfonds auf Eigenkapitalbasis. Die „Core-Immobilien“ (hochwertige, langfristig vermietete Objekte in guten oder sehr guten Lagen)  in den Metropolen Canberra und Sydney sind vollständig und langfristig an staatliche Einrichtungen vermietet und entsprachen damit dem Sicherheitsbedürfnis zahlreicher Anleger.

Doch auch der Zugang zu Fremdkapital dürfte Real I.S. wie den anderen Medaillen-Gewinnern in Zeiten restriktiver Kreditvergabepolitik der Banken vermutlich deutlich leichter fallen als dem einen oder anderen unabhängigen, inhabergeführten Wettbewerber. Sie sind alle Tochtergesellschaften deutscher Großbanken. Real I.S. gehört zu der – wenn auch angeschlagenen – BayernLB, Hannover Leasing ist ein Unternehmen der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale und zum Gesellschafterkreis der KGAL zählen die Commerzbank, die Bayern LB, die Haspa-Finanzholding sowie Sal. Oppenheim.

Fremdkapital ist zu einem gleichermaßen knappen wie begehten Gut geworden. Die Banken sind selbst angeschlagen und müssen müssen vor dem Hintergrund des Regelwerks Basel II Kreditrisiken gründlicher absichern als zuvor, so sie denn überhaupt einen Darlehensantrag positiv bescheiden. Das hindert einen Teil der Emissionshäuser daran, Neugeschäft zu machen: 38,4 Prozent der von Cashl befragten Produktanbieter gaben an, sehr stark oder stark bei der Konzeption neuer Fonds von der restriktiven Kreditvergabe der Banken beeinträchtigt zu werden.  Rund 62 Prozent von ihnen fühlen sich dadurch kaum oder gar nicht behindert .

Immerhin: Trotz der Kreditklemme sind sechs der zehn größten Initiatoren private, inhabergeführte Häuser. Das umsatzstärkste von ihnen trägt trotz eines Rückgangs um gut 40 Prozent auf knapp 443 Millionen Euro der ebenfalls in Grünwald ansässige Initiator P&R mit seinen Containerinvestitionen zu der bajuwarischen Vorherrschaft im Markt bei.

Erfolgreichster der Initiatoren aus Hamburg, die in früheren Jahren regelmäßig die vorderen Tabellenplätze belegten, ist Nordcapital auf Rang sechs, dessen Eigenkapitalvolumen zwar um knapp 36 Prozent zurückgegangen ist. Das Emissionshaus konnte jedoch mit Spezialschiffen wie Ankerziehschleppern und Offshore-Versorgungsschiffen rund 148 Millionen Euro bei Anlegern einsammeln und sich an die Spitze der Schiffsfondsinitiatoren setzen.

Flautebranche Schiffffahrt

Dieser Branche geht es schlecht – sehr schlecht: Das Investitionsvolumen maritimer Offerten stürzte binnen Jahresfrist um 71,9 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro ab. Erreichten die Schiffsfonds im Jahr 2008 noch einen Marktanteil von 37,5 Prozent und damit mehr als In- und Auslandsimmobilien zusammen, schaffte es das Marktsegment im abgelaufenen Jahr mit 17,4 Prozent nur noch auf den dritten Platz, dicht gefolgt von den Fonds, die in erneuerbare Energien investieren und sich einen Anteil von 14,8 Prozent sichern konnten.

Das konnten auch die zahlreichen Schäppchenfonds nicht verhindern, die im Laufe des letzten Jahres auf den Markt kamen und Kapital einsammeln wollen, um das niedrige Preisniveau für Container, Bulker, Tanker & Co. zum Einkauf zu nutzen. Die Oltmann-Gruppe, Hesse Newman Capital und Ocean Partners Shipping haben über ihre Fondsangebote bereits erste Ankäufe vermeldet.

Einige klassisch konzipierte Offerten, die im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht wurden, mussten mangels Nachfrage oder aufgrund düsterer Beschäftigungsaussichten wieder vom Markt genommen werden. Denn das Jahr 2009 war von einem dramatischen Ratenverfall gekennzeichnet, sodass teilweise auch vercharterte Schiffe zu wenig einfuhren, um die Schiffsbetriebskosten decken zu können. Nicht wenige Fondsgesellschaften mussten die Kommanditisten zur Rückzahlung von Ausschüttungen auffordern oder Sanierungskonzepte entwickeln.

Die aktuelle Cash.-Hitliste der Initiatoren finden Sie hier

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