(Nur) Noch ein hartes Jahr für die Schifffahrtsbranche

„Man könnte Schiffe schon heute verlustfrei verkaufen, wir haben solche Fälle jede Woche auf dem Schreibtisch. Aber wir tun es nicht“, warb Dr. Uwe-Carsten Wiebers, Direktor Schiffsfinanzierung bei der KfW IPEX-Bank, um Vertrauen. Vielmehr werde intensiv daran gearbeitet, die notleidenden Schiffsgesellschaften am Leben zu halten.

Bei der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) hätten mehrere hundert Kunden im vergangenen Jahr nicht voll umfänglich ihren Verpflichtungen nachkommen können,berichtete Dr. Klaus Stoltenberg, Leiter der Schiffs- und Flugzeugfinanzierung bei der Nord/LB. „Trotzdem waren wir nur an insgesamt zwei Arresten beteiligt“, sagte er.

Allerdings müssen sich Schiffsinvestoren und Reeder auch im nächsten Jahr auf Kapitalnachschüsse und Nachbesicherungen von Schiffsdarlehen einstellen, um weitere Unterstützung von den Banken zu bekommen.

„Die eine oder andere Restrukturierung geht nun in das entscheidende dritte Jahr. Da werden wir Lösungen finden müssen, durch Eigenkapital, durch die Banken oder durch einen Verkauf“, sagte Björn Nullmeyer, Leiter der Spezialfinanzierung bei der Bremer Landesbank. Nach dem dritten Jahr seien weitere Tilgungsstundungen nur bei einer stark erhöhten Risikoeinstufung des Kredits mit entsprechend hoher Eigenkapitalunterlegung seitens der Bank möglich, warnte Nullmeyer.

Um das Kreditangebot am Schifffahrtsstandort Deutschland auch langfristig zu sichern, sind nach Einschätzung mehrerer Institute strukturelle Veränderungen im Reedereisektor erforderlich. So müsse die starke Zersplitterung der Eigentumsverhältnisse in der deutschen Flotte überwunden werden, forderte KfW-Manager Wiebers.

Bislang dominieren Einschiffsgesellschaften, die ohne Rückgriffsmöglichkeit auf Mutterunternehmen als Projekt finanziert werden. „Solange die kreditnehmerischen Strukturen nicht auf ein internationales Niveau gebracht werden, wird es schwierig bleiben“, prophezeite Wiebers.

Nicht nur sollten einzelne Schiffsgesellschaften stärker unter einem Dach formiert werden, auch kleine Reedereien müssten über Zusammenschlüsse nachdenken.  „Wir müssen zu einer Konsolidierung und zu Fusionen kommen, damit Gläubigern eine größere Haftungsbasis geboten werden kann“, forderte Stoltenberg.

Seite 3: Reeder kämpfen für Erhalt der Tonnage-Steuer

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