Umfrage: Aussicht für maritime Wirtschaft wird wieder trüber

Die Studienteilnehmer rechnen übereinstimmend damit, dass Marktkonsolidierung und Wettbewerb weiter zunehmen werden. Die Konsequenzen, die sie daraus ziehen wollen, sind jedoch unterschiedlich. „Charterreedereien setzen auf Verlagerung ins Ausland sowie Spezialschiffe, die Linienreedereien dagegen auf Größenvorteile durch Allianzen“, so von Kuhlwein.

Die Krise hat bei den Reedern zu Liquiditätsengpässen geführt, auf die die Linienreedereien mehrheitlich mit Kostensenkungsmaßnahmen reagiert haben – besonders in den Bereichen Terminals, Transportkosten und Bunker. Um sich auf die nächste Krise vorzubereiten, setzen sie maßgeblich auf höhere Liquiditätsreserven und stärkeres Kostencontrolling. Die Charterreedereien haben dagegen nur in geringem Ausmaß operative Maßnahmen zur Kostensenkung ergriffen und sich auf finanzielle Maßnahmen wie Liquiditätsmanagement und Tilgungsstundung konzentriert. Die befragten Charterreedereien sehen nur geringen strategischen Handlungsbedarf.

Emissionshäuser wollen auf Nischenmärkte setzen

In der Krise ist die Platzierung von Schifffonds eingebrochen. Anleger sind derzeit bestenfalls noch zu Investitionen in Bulker oder Spezialschiffe bereit. Die Emissionshäuser haben die Krise besonders durch Tilgungsstundung überwunden. Sie setzen deshalb operativ auf intensives Controlling und die Bildung von Liquiditätsreserven. Strategisch wollen sie künftig ihre Marktanteile ausbauen und sich in Nischenmärkten positionieren.

Bei den befragten Banken hat die Krise tiefe Spuren in den Bilanzen hinterlassen. Derzeit befinden sich laut Roland Berger rund 29 Prozent ihres Schiffskreditportfolios im Workout, also in der Restrukturierung oder Abwicklung. Das summiere sich auf einen Betrag von insgesamt rund 23,7 Milliarden Euro.

Schiffsfinanzierung vor radikalem Umbruch

Mit den Maßnahmen ihrer Kunden in der Schifffahrtsindustrie, die Krise zu überwinden, sind die Banken daher überwiegend unzufrieden. Handlungsbedarf sehen sie besonders im Liquiditätsmanagement, bei den operativen Kosten und strategischen Maßnahmen.
Besonders in der Finanzierung von Containerschiffen sind die Eigenkapitalanforderungen deutlich gestiegen. Die Befragten sehen Eigenkapitalquoten von jenseits 50 Prozent in Zukunft als durchaus realistisches Szenario.

„Durch die Krise haben sich die Bedingungen, unter denen Banken Schiffskredite vergeben, nachhaltig verändert“, sagt Roland-Berger-Experte von Kuhlwein. In der Zukunft würden harte Sicherheiten bei der Kreditbesicherung wie etwa Kontenverpfändungen oder Kreditversicherungen immer wichtiger, Bürgschaften durch Bund oder Länder dagegen an Bedeutung verlieren. (hb)

Foto: Shutterstock

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