G.U.B.-Minus für Domicon Wertentwicklungsfonds 1

Die Hamburger Ratingagentur G.U.B. beurteilt das Angebot zur Beteiligung an der Domicion Wertentwicklungsfonds 1 Ltd. & Co. KG, Essen, als „nicht platzierungsreif“ (Minus). Der Fonds will inklusive Agio 6,3 Millionen Euro Eigenkapital einwerben und in Immobilien investieren.

Daumen nach untenDie Verantwortung für den Prospektinhalt übernimmt die Fondsgesellschaft selbst. Etwaige Ansprüche aus Prospekthaftung müssten die Anleger demnach mittelbar an sich selbst bzw. die anderen Anleger richten. Komplementärin ist die Domicon Ltd. mit Sitz in London und Geschäftsadresse in Essen. Ihre Kapitalausstattung beträgt laut Prospekt lediglich 100 britische Pfund. Alleiniger Gesellschafter und „Director“ ist Oliver Fuß, der auch als geschäftsführender Kommanditist der Fondsgesellschaft fungiert.

Über welche Erfahrungen er mit dem Bau und der Vermietung von Wohnimmobilien verfügt, geht aus dem Prospekt ebenso wenig hervor wie etwaige Erfahrungen mit geschlossenen Fonds. Weitere personelle, finanzielle und organisatorische Kapazitäten der Domicon Ltd. etwa zur Abwicklung der Investitionen sowie zur Anlegerbetreuung sind mit Ausnahme einer Vertreterin der deutschen Niederlassung ebenfalls nicht ersichtlich.

Geplant ist laut Prospekt der Bau von 26 Reihenhäusern und Doppelhaushälften in Essen. Die betreffenden Grundstücke waren bei Prospektherausgabe (September 2010) jedoch noch nicht erworben, Baugenehmigungen lagen nicht vor. Der Gesellschaftszweck geht zudem weit über das beschriebene Vorhaben hinaus und umfasst generell den „Erwerb, die Verwaltung und Verwertung von Immobilienvermögen (…)“. Die Häuser sollen über ein neuartiges „Optionskaufmodell“ vermarktet werden, über das der Prospekt nur lückenhafte Angaben enthält.

Eine positive Beurteilung durch die G.U.B. ist auch deshalb nicht möglich, weil trotz der nicht ersichtlichen Emissionserfahrung das Platzierungsrisiko nicht abgesichert ist. Zwar ist eine Mittelverwendungskontrolle durch Norbert Lörwald, Essen, der auch als Treuhandkommanditist fungiert, vorgesehen. Vertriebs- und weitere Fondskosten können aber sofort freigegeben werden, so dass bereits eingezahlte Anlegergelder bei einer möglichen Rückabwicklung teilweise oder vollständig verloren sein könnten.

Über den persönlichen und beruflichen Hintergrund von Norbert Lörwald, der als natürliche Person alleiniger Inhaber des Treuhandkontos ist, enthält der Prospekt zudem keine Angaben. „Ein Angebot mit erheblichen Mängeln und Informationslücken, das keine positive Bewertung durch die G.U.B. zulässt“, so das Fazit der Ratingagentur.

Die zur Cash.Medien AG gehörende G.U.B. bewertet seit 38 Jahren Produkte des privaten Kapitalmarkts und ist damit die älteste Ratingagentur Deutschlands. (sl)

Foto: Shutterstock

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