Marktreport: Der Weg ist noch weit – aber eingeschlagen

Einer der Gründe dafür dürfte in der gewandelten Produktlandschaft liegen: Die Zahl der so genannten Opportunity-Fonds, die zu den Trendprodukten des Jahres 2009 zählten und das bis dato günstige Preisniveau für beschäftigungslose Gebrauchtschiffe oder Neubauten nutzen zu wollen, ist merklich zurückgegangen. Nicht verwunderlich, denn die Schifffahrtsmärkte haben sich mit der anziehenden Weltkonjunktur seit Januar 2010 erholt. Die Charterraten sind gestiegen, die Zahl der aufliegenden (Fonds-)Frachter ist gesunken und die Schiffswerte haben sich stabilisiert.

Die bereits für das Jahr 2009 erwartete Häufung so genannter Notverkäufe hat sich auch in 2010 nicht erfüllt. Die Geschäftsführer zahlreicher Schiffsfondsgesellschaften nutzten auch das vergangene Jahr, um Restrukturierungskonzepte auszutüfteln und Banken sowie Anleger mit ins Boot zu holen. Erstere hielten still, letztere schossen nach und werden im Gegenzug bei den nächsten Ausschüttungen bevorzugt behandelt. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass es sich das eine oder andere Kreditinstitut demnächst anders überlegt und die gestiegenen Schiffspreise doch für eine Verwertung nutzt.

Dessen ungeachtet kommen sie langsam wieder, die Beteiligungsangebote, die in nur ein neues oder gebrauchtes Schiff investieren wollen. Nordcapital, Orange Ocean oder MPC Capital haben in 2010 Fonds aufgelegt, die jeweils einen Bulker finanzieren. Im November 2011 stieg mit Sustainable Ship, einem Joint Venture der Emissionshauses Voigt & Collegen sowie der Reederei Nordic Hamburg, sogar ein neuer Player in den Markt ein. Noch dominieren die Massengutfrachter das Angebot, doch wird es bis zur Rückkehr der Containerschiffe nicht mehr lange dauern. PCE macht seinen Anlegern bereits seit Dezember eine solche Offerte, andere Emissionshäuser, darunter HCI Capital, werden bald nachziehen. Von den Krisenausläufern gänzlich unbeeindruckt hat sich der diesjährige Schiffsplatzierungssieger Conti gezeigt. Das Investitionsvolumen der Schiffsfonds aus dem Münchener Emissionshaus umfasste knapp 250 Millionen Euro, die Vertriebsmannschaft sammelte mit gut 95 Millionen Euro rund 61 Prozent mehr ein als im Vorjahr. In Fonds der zweitplatzierten Oltmann Gruppe wurden rund 64,6 Millionen Euro investiert, HCI Capital reichten knapp 53,7 Millionen Euro für die Bronzemedaille.

Die Initiatoren gehen offensichtlich davon aus, dass das Vertrauen der Anleger in die Schifffahrt ähnlich hoch ist wie ihr eigenes: Mehr als die Hälfte der befragten Produktanbieter erwartet einen Anstieg des Platzierungsvolumens im Jahr 2011, gut 31 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Niveau aus und lediglich 13 Prozent meinen, dass die maritimen Offerten in diesem Jahr weniger gefragt sein werden als in 2010, wie die Grafik zeigt.

Die begehrteste Assetklasse des Jahres 2009, die Auslandsimmobilie, sank in der Anlegergunst im Jahr 2010 hingegen deutlich: Flossen damals noch knapp 1,4 Milliarden Euro in ausländisches Betongold, wurde in 2010 gut 40 Prozent weniger Geld eingesammelt. Das geplante Investitionsvolumen des Jahres 2010 sank um knapp 35 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro – daraus errechnet sich ein Marktanteil von gut 11,6 Prozent.

Die Auslandsimmobilienfonds landen damit knapp hinter den Schiffsbeteiligungen auf Rang vier der Fondsbranchen. Wer hätte das in der ersten Jahreshälfte 2010, in der Euro-Krise und Inflationsangst eher einen Run auf ausländische Sachwerte erwarten ließen, vermutet? Darüber hinaus blieb der größte Teil des Kapitals, das über die Grenze floss, im Euro-Raum. Die etablierten Häuser Wölbern Invest, Nordcapital, MPC Capital und Real I.S. konzentrierten sich dabei auf die Niederlande.

Wie bei fast allen anderen Anbietern auch gehörten dabei sogenannte Core-Immobilien, in denen staatliche Einrichtungen oder bonitätsstarke Mieter der freien Wirtschaft ihre Büros unterbringen zu den begehrtesten Fondsobjekten. Die Gebäude von Real I.S. sind an Behörden vermietet, die Immobilie von Nordcapital wird von dem Beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers genutzt und Wölbern Invest wirbt in seinem aktuellen Fonds mit zwei Green Buildings, die an Siemens vermietet sind, um die Gunst der Anleger.

Die HIH Hamburgische Immobilien Handlung hatte mit Objekten im Ausland die umfangreichsten Investitionspläne und den größten Erfolg bei der Einwerbung des Eigenkapitals: Auf gut 171 Millionen Euro summierte sich das Fondsvolumen der Hanseaten, die über 93 Millionen bei Anlegern einsammelten. Allerdings stammten rund 56 Prozent aus der Schatulle institutioneller Investoren.

Auf die Frage der Cash.-Redaktion, wie sich das Marktsegment im Jahr 2011 im Hinblick auf die Anlegergunst entwickeln wird, herrscht paritätische Uneinigkeit. Während 57,1 Prozent der befragten Emissionshäuser davon ausgehen, dass das Platzierungsvolumen auf dem Niveau des Jahres 2010 verharrt, rechnen jeweils 21,4 Prozent mit einer steigenden beziehungsweise sinkenden Investitionsbereitschaft der Anleger.

Seite 4: Heimisches Betongold ist gefragter als Auslandsimmobilienfonds

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