Reederei E.R. Schiffahrt wechselt erneut zu Schwarz-Rot-Gold

Die Hamburger Reederei und Schiffsmanagement-Gesellschaft E.R. Schiffahrt hat mit dem 8.200-TEU-Containerschiff „Cosco Germany“ das fünfte Schiff in diesem Jahr umgeflaggt. Damit wolle sich das Traditionshaus zu dem zwischen Bundesregierung und Reedereien geschlossenen Maritimen Bündnis bekennen.

Kapitän Mischa Richter, Reeder Erck Rickmers und der Hamburger ver.di-Chef Wolfgang Rose
Kapitän Mischa Richter, Reeder Erck Rickmers und der Hamburger ver.di-Chef Wolfgang Rose

„Mit den Umflaggungen setzen wir ein Zeichen, dass wir weiter zu dem Bündnis stehen. Wichtig ist jedoch auch, dass die Bedingungen der deutschen Flagge dem internationalen Wettbewerb angepasst werden“, betonte Albert Schumacher, Chief Executive Officer der E.R. Schiffahrt anlässlich eines Treffens mit Vertretern von ver.di, des VDR Verband Deutscher Reeder, des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, das am 26. April 2011 an Bord der „Cosco Germany“ stattfand.

Trotz der unterschiedlichen Blickwinkel seien sich die Gesprächsteilnehmer dahingehend einig, dass die Erfolgsgeschichte des Maritimen Bündnisses fortgesetzt und Deutschland als international wettbewerbsfähiger Schifffahrtsstandort erhalten werden müsse. Dazu gehörten neben einer leistungsfähigen Handelsflotte am deutschen Standort auch das entsprechende Arbeitsplatz- und Ausbildungspotenzial für deutsche Seeleute, so der Gastgeber Schumacher.

Die Einflaggung eines Schiffes wie der „Cosco Germany“ in das Deutsche Internationale Schiffsregister erfordert heute einen hohen Arbeits- und Kostenaufwand. Rund 15 unterschiedliche Behörden, darunter das Seemannsamt, Finanzamt, Konsulate und Botschaften, die Ausländerbehörde, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie und die Rentenversicherung müssen kontaktiert und entsprechende Papiere für die Besatzung ausgestellt werden. Die aktuelle Schiffsbesetzungsverordnung fordert von deutsch-geflaggten Schiffen, einen deutschsprachigen Kapitän, drei Offiziere aus Deutschland oder EU-Ländern sowie einen deutschen Schiffsmechaniker.

„Aufgrund des Fachkräftemangels in Deutschland ist es so gut wie unmöglich, die Positionen entsprechend zu besetzen. Arbeitslose deutsche Kapitäne oder Offiziere gibt es nicht“, sagt Schumacher und fordert eine entsprechende Anpassung der Schiffsbesetzungsverordnung. Damit würden die Personalkosten reduziert und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Flagge gestärkt werden. Durch höhere Gehälter, Lohnnebenkosten sowie alle tariflich vereinbarten Heuerbestandteile fielen für deutsche Reeder unter deutscher Flagge im Vergleich zur liberianischen Flagge rund 500.000 Euro höhere Personalkosten pro Jahr und Schiff an. Der einmalige Aufwand der Umflaggung für technische Maßnahmen und neue Papiere für die Crew schlage mit weiteren 20.000 bis 35.000 Euro zu Buche, je nachdem, ob die Ausflaggung in Deutschland oder im Ausland stattfinde, so der der Reederei-Chef.

Gleichzeitig forderte er die Bundesregierung auf, ihre Zusagen bezüglich des Maritimen Bündnisses einzuhalten. Mitten in der schwersten Schifffahrtskrise seit dem Zweiten Weltkrieg habe sie ihre Unterstützungsleistung für die Seeschifffahrt unter deutscher Flagge halbiert und drohe jetzt damit, sie ganz einzustellen. Diese Unterstützung habe bislang geholfen, die für die Reeder entstehenden erheblichen Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu ausländischen Flaggen teilweise auszugleichen. Sie sei zugleich ein wesentlicher Bestandteil für die Zusage der deutschen Reedereien gewesen, die Zielsetzung im Maritimen Bündnis von 500 Schiffen unter deutscher Flagge zu unterstützen. (af)

Foto: E.R. Schiffahrt

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