AIFM-Richtlinie: Regulierungsbedingt auf der Warteposition

„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, zwei neue Immobilienfonds noch bis zum Ende des Jahres auf den Markt zu bringen. Da alle aktuellen Ein-Objekt-Fonds mit einer Mindestbeteiligungssumme von unter 50.000 Euro nur noch bis zum Auslaufen der AIFM-Umsetzungsfrist im Juli 2013 vertrieben werden dürfen, haben wir die Eigenkapitalvolumina mit zehn respektive 20 Millionen Euro sicherheitshalber überschaubar kalkuliert.

Nicht zuletzt aufgrund der Qualität unserer Mieter rechnen wir mit einem zügigen Platzierungsverlauf“, sagt Böcher.

Selbst bei der seit Jahren umsatzstärksten Anlageklasse der Deutschland-Immobilienfonds ist eine interessante und sicherheitsorientierte Vertriebsstory noch immer Voraussetzung dafür, dass ein Fonds überhaupt Anleger findet.

Im vergangen Jahr konnten letztere noch aus 311 Beteiligungsangeboten auswählen, die noch Investitionsvorhaben mit einem Volumen von mehr als 14,5 Milliarden Euro realisieren wollten.

Längere Platzierungszeiten

Dass die Zeiten härter geworden sind, zeigt auch der Blick auf die Flugzeugfonds: Die Assetklasse ist zwar nicht auf der Streichliste des Gesetzgebers gelandet, doch selbst das Investitionsobjekt A 380 ist kein Garant mehr für einen zügigen Platzierungsverlauf wie das Beispiel von Lloyd Fonds zeigt. Die ersten Beteiligungsangebote an dem größten Passagierflugzeug der Welt waren innerhalb von wenigen Tagen überzeichnet.

Auch der Marktführer in diesem Segment, die Hamburger Hansa Treuhand, wartet vorsichtshalber erstmal ab: „Wir werden unseren Kunden in absehbarer Zeit wieder einen attraktiven Flugzeugfonds anbieten. Auf ein genaues Datum können wir uns noch nicht festlegen, da wir derzeit sehr genau beobachten, welche neuen Anforderungen durch den Gesetzgeber ab dem nächsten Jahr auf die Fondsbranche zukommen“, so Vertriebsleiter Mark Högerle.

„Dennoch schauen wir uns permanent Projekte zur Finanzierung von Flugzeugen an. Jedoch ist momentan die Konkurrenz um Flugzeuge recht groß. Mit den hervorragenden Bedingungen bei den Sky Cloud–A380-Fonds haben wir die Messlatte hoch gelegt. Es gilt also, ein Projekt zu finden, dass unseren hohen Ansprüchen hinsichtlich des Flugzeugtyps, des Leasingnehmers sowie der Relation von Kaufpreis und Leasingrate genügt“, berichtet Högerle weiter.

Unregulierte Vehikel nehmen zu

Um das Neugeschäft voranzutreiben, sind die ersten Marktteilnehmer bereits dazu übergegangen, auf alternative Anlagevehikel wie Genussrechte oder Anleihen auszuweichen. Im Zuge dieser Marktrecherche hat Cash. 64 Initiatoren zu neuen Produktkonzeptionen befragt.

81 Prozent von ihnen rechnet damit, dass Anleihe- oder Genussrechtskonstruktionen vermehrt auf den Markt kommen werden. Das jedoch würde einem der wichtigsten Regulierungszwecke – dem Anlegerschutz – entgegenlaufen.

Andererseits gehen die Anbieter solcher Produktkonzepte das Risiko ein, den wichtigen Vertriebskanal über den Bankschalter zu verlieren. Denn die Compliance-Vorschriften der Kreditinstitute sehen vor, dass vornehmlich regulierte Produkte den Kunden angeboten werden sollen.

Der Umsatzanteil, den die Emissionshäuser über den Bankschalter generieren, ist im ersten Halbjahr 2012 ohnehin schon deutlich zurückgegangen. 44 Prozent der von Cash. befragten Initiatoren gaben an, bis zu einem Viertel ihres Gesamtumsatzes über Privat- und Geschäftsbanken abzuwickeln.

Lediglich zwei Prozent der Emissionshäuser platziert mehr als die Hälfte des Eigenkapitals über diesen Vertriebsweg. Zulegen konnten im Vergleichszeitraum des Vorjahres dagegen die freien Vermittler: 13 Prozent der Umfrageteilnehmer macht mehr als die Hälfte seines Umsatzes mit Hilfe freier Finanzdienstleister.

28 Prozent der Produktanbieter nannten gar diesen Vertriebskanal, wenn es um den Umsatz jenseits der Marke von 75 Prozent geht. Seit Anfang des Jahres flattern immer weniger Zeichnungsscheine in die Emissionshäuser.

Um dem abzuhelfen, benötigen die Emissionshäuser vor allem eins: Klarheit in Sachen Regulierung. Eric Romba, Geschäftsführer des Berliner Initiatorenverbands VGF betont seit Wochen: „Die bisher geplanten Produktregelungen fördern nicht Investitionen und neue Beteiligungsangebote. Im Gegenteil. Es besteht Unsicherheit, ob heute gekaufte Fondsobjekte morgen wegen der Regelungen wie Leverage-Begrenzung auf 30 Prozent des Investitionsvolumens noch fondsfähig sind“.

Erstmals fügt er jedoch hinzu: „Eins darf man nicht vergessen: Was vorliegt, ist ausdrücklich ein Diskussionsentwurf. Der Dialog der Branche mit der Politik und dem Finanzministerium stimmt und läuft“.

Ob Romba Signale aus der Politik empfangen hat, dass die Branche der geschlossenen Fonds doch glimpflicher davonkommt als dies ursprünglich zu befürchten war?

Foto: Shutterstock

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