Insolvenz-Welle wird weitere (Ein-)Schiffsgesellschaften erfassen

Nach dem Motto „gemeinsam sind wir stärker“ haben einige Reedereien bereits fusioniert und erhoffen sich dadurch Kostenvorteile zu realisieren. Jüngstes Beispiel ist der Zusammenschluss von E.R. Schiffahrt und der Komrowski-Gruppe. Das Einsparpotenzial konnte oder wollte Dr. Hermann J. Klein von der Dachgesellschaft Blue Star Holding indes nicht beziffern.

Das Genossenschaftsmodell European Minibulk eG, bei dem sich mehrere Eigner von Container-Feedern zusammengeschlossen haben, wird im Dezember 2012 die operative Tätigkeit einstellen. „Wir sind an unser eigenen Solidarität gescheitert“, sagte Mitinitiator des Bündnisses Joachim van Grieken. „Einige Reeder haben nicht einmal den Mitgliedsbeitrag von 300 Euro für das zweite Halbjahr bezahlt. Ein Armutszeugnis, wo doch viele Experten ehrenamtlich für uns gearbeitet haben“.

Dr. Torsten Teichert, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Emissionshauses Lloyd Fonds AG, räumte ebenfalls ein, dass er die Bündelung von 16 Einschiffsgesellschaften unter dem Projekt ‚Oceans 16‘ zumindest bisher nicht umsetzen konnte, weil sich keine Geldgeber fanden. Die Hoffnung auf neue Finanziers aus Asien oder den USA hat sich ebenfalls nicht erfüllt.

Viele Reeder und Fondsmanager dürften sich daher in den nächsten Monaten verstärkt mit dem Insolvenzrecht auseinandersetzen müssen. „Da steht uns ein Dammbruch bevor“, warnte der bekannte Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann. Bis zu 500 weiteren Pleiten seien wahrscheinlich. Die Reform des Insolvenzrechts, seit März 2012 in Kraft, biete aber durchaus auch Chancen. Die sogenannte Insolvenz in Eigenverwaltung belasse die alte Geschäftsführung im Amt – in der auf persönliche Kontakte aufgebauten Schifffahrt sei das geradezu zwingend. „Man hat ja bei der Bremer Reederei Beluga gesehen, wie schnell ein Unternehmen sonst vom Markt verschwinden und große Werte vernichtet werden können“, so Brinkmann.

Einen Königsweg aus der Krise hat die Branche bis heute nicht entdeckt. „Das ist wie Häuserkampf, es gibt da kein Patentrezept“, sagte  Dr. Ralf Friedrichs, Vorstandschef bei HCI Capital. Das Emissionshaus hat bereits für mehr als 20 Einschiffsgesellschaften Insolvenz anmelden müssen. Auf die erhoffte Hilfe der Politik muss die Branche dabei verzichten. Erst gestern hatte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler in einem Schreiben an den Verband Deutscher Reeder (VDR) die Forderung zurückgewiesen, über die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Überbrückungskredite oder komplette Schiffsfinanzierungen zu gewähren. VDR-Chef Ralf Nagel zeigte sich enttäuscht. „Wir haben weitere konkrete Lösungsansätze unterbreitet, die nicht aufgegriffen werden“, sagte er auf dem Podium und wiederholte seine Warnung: „Wenn jetzt nicht gehandelt wird, gerät der Schifffahrtsstandort Deutschland in Gefahr.“ (af)

Foto: C. Stelling/HANSA

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