„Private-Equity-Investitionen bleiben Vertrauenssache“

Das Vorstandsmitglied der RWB AG aus Süddeutschland, Norman Lemke, erklärt im Cash.Online-Interview die zentrale Bedeutung des Zielfondsmanagers und wie sich das Misstrauen der Anleger der Assetklasse Private-Equity-Fonds gegenüber minimieren lässt.

Die Dachfondsanbieterin RWB AG aus Oberhaching hat mittlerweile 28 Private-Equity-Fonds emittiert. Im Interview erläutert Vorstandsmitglied Norman Lemke, warum der Zielfondsmanager so bedeutsam ist.

RWB-Vorstand Norman Lemke
RWB-Vorstand Norman Lemke

Wie andere institutionelle Investoren bewerten Sie Deutschland als besonders aussichtsreichen Investitionsmarkt und bieten seit November 2011 den SMF Germany III an. Gibt es bestimmte Branchen, die Sie derzeit vorrangig beobachten und werden Sie erneut vornehmlich in reifere Mittelständler investieren?

Lemke: Die Performance der Vorgängerfonds Germany I und II zeigt, dass sich die gewählte Investitionsstrategie einer möglichst breiten Streuung über viele Finanzierungsanlässe und Branchen bewährt hat. Der zentrale Fokus liegt bei uns immer auf der Qualität des Managements der Zielfonds. Sofern erfahrene und engagierte Personen diese Aufgabe übernehmen, kann man auch in schwierigen Zeiten oder Branchen einen Mehrwert erwirtschaften. Diese Fondsmanager lassen sich in Asien genauso finden wie in den USA oder anderen Ländern Europas, also Märkten, in denen wir ebenfalls investieren.

Hatten Sie im laufenden Jahr bereits Exits bei Ihren Beteiligungsunternehmen?

Lemke: Im ersten Halbjahr 2012 konnten wir bereits 34 Exits verzeichnen. Die aktuell erzielten Verkaufsmultiples waren so hoch, dass sie den Durchschnitt über alle Veräußerungen eines Fonds gemessen am sogenannten „realised multiple“ deutlich angehoben haben.

Beschränkt der erschwerte Zugang zu Fremdkapital Ihre Investitionstätigkeit, auch wenn Sie auf Ebene Ihrer Fonds nur Eigenkapital einsammeln und investieren?

Lemke: Nein, denn auch hier liegt der Schlüssel bei den Zielfondsmanagern: Für unsere Portfolios kommen nur Experten in Betracht, die sich auf eine langfristige Wertsteigerung durch operative Verbesserungen in den Unternehmen konzentrieren, anstatt Renditen vorrangig durch „financial engineering“ zu optimieren. Natürlich benötigt man auch für solche Transaktionen Fremdkapital. Gute und solide Unternehmen haben jedoch selbst in der gegenwärtigen Zeit noch Zugang zu Fremdkapital, einen vernünftigen Leverage vorausgesetzt.

Warum verzichten Sie bei der Auswahl der Zielfonds seit einiger Zeit auf externe Berater und decken den Prozess über die Tochtergesellschaft Munich Private Equity Partners (MPEP) mit hausinternem Know-how ab?

Lemke: Seit 2006 haben wir das das interne Portfoliomanagement sukzessive ausgebaut und immer größere Teile des Auswahlprozesses selbst übernommen. Mitte 2011 konnten wir mit John Morrison einen international renommierten und gut vernetzten Geschäftsführer gewinnen, der die Qualität unserer Auswahlprozesse weiter bereichert hat. Inzwischen arbeiten mehr als 20 Analysten und Investmentmanager aus sechs Nationen an den Standorten Oberhaching und Shanghai für die MPEP – mit Erfolg.

Viele Anleger begegnen Private-Equity-Fonds mit Misstrauen, nicht zuletzt aufgrund des konzeptionsbedingten Blind-Pool-Charakters der Beteiligungsangebote. Wie lässt sich das ändern?

Lemke: Private-Equity-Investitionen sind und bleiben immer eine Vertrauensinvestition, egal ob Blind Pool oder Semi-Blind-Pool. Die RWB AG hat mittlerweile 28 Fonds mit gutem oder sehr gutem Track Record aufgelegt. Als einziges Emissionshaus des Marktsegments veröffentlichen wir Quartalsberichte. Darin schaffen wir Klarheit, wie sich unsere Fonds in Bezug auf Abrufe, Rückflüsse und die dabei erzielte Kapitalvermehrung entwickelt haben. International gebräuchliche Kennziffern wie der TVPI geben zudem auch detaillierte Auskunft über die Gesamtperformance. Diese Berichterstattung wird in der jährlichen Leistungsbilanz veröffentlicht und durch einen Wirtschaftsprüfer testiert.

Foto: RWB AG

 

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