Die Devise heißt jetzt: Durchhalten

Heute verabschiedet der Bundestag die voraussichtlich finale Fassung des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB), mit dem unter anderem die Anbieter geschlossener Fonds reguliert werden.

Die Löwer-Kolumne

Cash.-Kolumnist Stefan Löwer
Cash.-Kolumnist Stefan Löwer

Das Mammut-Gesetz enthält im Wesentlichen die bereits bekannten Regelungen. Einzige Überraschung: Fonds in der Rechtsform der Genossenschaft mit einem Investitionsvolumen von bis zu 100 Millionen Euro sind unter bestimmten Voraussetzungen von dem Großteil der Vorschriften befreit, sofern „aufgrund gesetzlicher Regelungen ein Mindestertrag (…) langfristig sichergestellt ist.“

Gemeint damit sind Erneuerbare-Energien-Projekte mit gesetzlich festgelegten Einspeisevergütungen. Energiewende und Vorurteile lassen grüßen. Schließlich gelten auch die Initiatoren zum Beispiel von „Bürgerwindparks“ in den Augen der Politik anscheinend als „die Guten“, während alle anderen Initiatoren als fiese Finanzhaie verdächtig sind.

Die Anbieter und ihre Fonds unterliegen damit ab 22. Juli 2013 einer umfassenden Regulierung, sofern sie nicht in den Bereich der „Unternehmenskonzepte“ fallen. Ob letztere ernst zu nehmende Möglichkeiten zur Vermeidung der Bürokratie bieten werden, steht noch nicht fest, da die Endfassung des BaFin-Schreibens zum Anwendungsbereich des KAGB noch aussteht. Die drängendere Frage jedoch lautet: Gibt es überhaupt noch etwas zu regulieren?

Dramatischer Platzierungseinbruch

Einen Tag vor der Abstimmung im Bundestag verkündete der Branchenverband VGF einen weiteren dramatischen Einbruch des Platzierungsvolumens im ersten Quartal 2013 von nicht weniger als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Verkauf geschlossener Fonds der VGF-Mitglieder an Privatanleger sank dabei um 37,5 Prozent auf gerade einmal 361Millionen Euro innerhalb von drei Monaten.

Die Zahlen überraschen kaum. Sie entsprechen der gefühlten Situation seit Jahresbeginn: Allerorten Klagen über schwache Absatzzahlen, verunsicherte Vertriebe, kaum neue Fonds. Endzeitstimmung. „So wirkt regulatorische Unsicherheit auf die reale Wirtschaft“, konstatiert VGF-Chef Eric Romba.

Die neuen Vorschriften für den Vertrieb seit Juni 2012 (Banken) und Anfang 2013 (freier Vertrieb) sowie das bevorstehende KAGB dürften in der Tat der wesentliche Grund für die Branchenlähmung sein.

Hinzu kamen im ersten Quartal jedoch weitere Nackenschläge: Allen voran der Skandal um die Frankfurter S&K-Gruppe, der auch wegen der spektakulären Bilder bundesweit weidlich ausgeschlachtet wurde, aber auch die anschließenden Pleiten der Initiatoren United Investors, FIHM (SHB, NGF) und DCM sowie die Berichte über die Vorgänge bei Wölbern Invest und das andauernde Desaster bei den Schiffsfonds.

Talsohle noch nicht erreicht

All das führt zu einem Platzierungstief, das noch vor kurzem undenkbar war. Zur Erinnerung: Noch 2007 sammelte die Branche insgesamt 10,4 Milliarden Euro ein, also durchschnittlich gut 2,5 Milliarden Euro pro Quartal. Bei einem geschätzten Anteil der VGF-Mitglieder von 70 Prozent des Marktvolumens entspricht das aktuelle Ergebnis einem Rückgang von rund 80 Prozent gegenüber 2007, wobei Quartalszahlen damals noch nicht erhoben wurden.

Ist damit die Talsohle erreicht? Wahrscheinlich nicht. Vor allem der Bankenvertrieb wird die „Übergangsfonds“ bisheriger Machart wohl weiterhin nur mit sehr spitzen Fingern anfassen und ansonsten auf die regulierte Welt warten. Vor Oktober sind Fonds der neuen Generation aber kaum zu erwarten.

Bis dahin heißt es für alle Akteure: Durchhalten und neu positionieren. Denn spätestens ab 2014 stehen ihnen alle Türen offen. Die neuen „Alternativen Investment Fonds“ (AIF) werden im Vertrieb, insbesondere bei Banken, ein vergleichbares Standing haben wie Investmentfonds heute. Diese dürfen sie ohne größere Prüfung in den Vertrieb aufnehmen, ohne regulatorische Konsequenzen oder besondere Haftungsrisiken befürchten zu müssen, die aus dem Produkt resultieren.

Seite zwei: Gewaltiges Potenzial ab 2014

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