Private Equity: Eigenkapital-Power aus Bayern

Dem Venture-Capital-Segment verschrieben hat sich auch das ebenfalls in München ansässige Emissionshaus HMW, das traditionell zwei direkt investierende Publikumsfonds parallel anbietet – eines für Ratensparer, das andere für Einmalzahler. Über das aktuelle Fonds-Tandem MIG 12 und 13 können Anleger wieder in deutsche und österreichische Unternehmen investieren, die ihre Wachstumsphase noch vor sich haben. „In diesem Segment lassen sich Renditen erzielen, die sonst nur mit einem Fremdkapitalhebel darstellbar wären. Im Interesse unserer Anleger verzichten wir allerdings darauf und geben ihnen die Möglichkeit, selbst den heimischen Mittelstand zu stärken. Der Markt zeigt sich stabil und günstig, so dass wir derzeit viele Investitionsmöglichkeiten final prüfen“, berichtet HMW-Vorstand Dr. Matthias Hallweger.

Der Engpass ist und bleibt das Fundraising

Für die Auswahl und das Management der Zielunternehmen zeichnet ein Expertenteam um Michael Motschmann, den Vorstand MIG AG, verantwortlich. Den Vertrieb der Beteiligungsangebote aus der MIG-Fonds-Reihe übernehmen zwischen Hamburg und Graz exklusiv die Berater der Alfred Wieder AG (AWAG). Die Kooperation der drei Unternehmen machten die HMW in den vergangenen Jahren häufig zum Platzierungssieger unter den Initiatoren der geschlossenen Wagniskapitalofferten. Im vergangenen Jahr reichten dafür 86 Millionen Euro platziertes Eigenkapital aus. Seit der Gründer der Unternehmensgruppe, Alfred Wieder, Anfang Februar 2013 überraschend seine Vorstandsposten bei den drei Firmen niedergelegt und seine Gesellschaftsanteile an Motschmann und Hallweger übertragen hatte, hat ein begonnener Umstrukturierungsprozess an Dynamik gewonnen.

Dr. Matthias Hallweger, HMW AG

 

„Die gesamte Unternehmensgruppe wird sich weiter verstärken und den unterschiedlichen Marktanforderungen entsprechend wachsen. Dazu gehört die Lizenz als Kapitalverwaltungsgesellschaft für die MIG Verwaltungs AG ebenso wie die Verbreiterung des Vertriebs in der AWAG. Die unternehmerische Entwicklung der Gruppe um AWAG, HMW und MIG darf und kann nicht von einer einzelnen Person abhängig sein“, betont Hallweger. „Umso mehr wurden die Verantwortlichkeiten nach dem Rücktritt von Alfred Wieder gerade in der operativen Vertriebssteuerung auf mehrere Schultern verteilt, weitere Vertriebsführungskräfte stärken hier die AWAG. Zudem ist die AWAG in die HMW-Unternehmensgruppe eingetreten, um Synergieeffekte zu schaffen.“ Ob der Unternehmensgründer wieder Ämter in der Gruppe bekleiden wird, wenn die Ermittlungen der Steuerbehörden gegen ihn abgeschlossen sind, will Hallweger nicht kommentieren: „Das von Ihnen genannte Verfahren ist eine persönliche Angelegenheit von Herrn Wieder und dazu können wir nichts mutmaßen. Eines jedoch ist für uns alle klar: Die Aufgaben in der AWAG für unsere MIG Fonds das richtige Platzierungsergebnis zu bewerkstelligen ist herausfordernd genug. Da bleibt kein Raum um Gedankenspiele für künftige Positionen anzustellen“, äußert der HMW-Vorstand nachdrücklich.

Zwar sei im laufenden Jahr das Platzierungsergebnis aus Mai 2012 bereits übertroffen worden, allerdings gestalte sich das Fundraising schwieriger als in der Vergangenheit, weil die Anleger durch die Finanz- und Wirtschaftskrise verunsichert sind. Die Assetklasse werde zwar weiterhin positiv aber immer noch risikoreicher als andere eingestuft. „Die Investition in produktive Sachwerte über Unternehmensbeteiligung müssen im Risiko höher eingestuft werden, bieten jedoch weitaus mehr Schutz gegenüber Inflation, Konjunkturzyklen oder Börsenschwankungen und Bankenkrisen. Das überzeugt die Anleger, gerade unsere Anlageklasse zur Risikostreuung ins Portfolio aufzunehmen“, so Hallweger.

Diese Einschätzung wird von einer Studie bestätigt, die der Münchener Investment Manager für Private Equity- und Mezzanine-Kapital Golding Capital Partners gemeinsam mit Professor Oliver Gottschalg von der Wirtschaftshochschule HEC in Paris erstellt und im Februar dieses Jahres veröffentlicht hat (siehe Info-Kasten links). Sie soll belegen, dass die Anlageklasse insgesamt und die Zielunternehmen robuster sind als aktienbasierte Investments und selbst in der Zeit nach der Lehman-Brothers-Pleite noch positive Renditen erwirtschaftet haben.

Die Erkenntnisse über die Krisenresistenz von Unternehmensbeteiligungen scheinen indes noch nicht bei den Anlegern angekommen zu sein. Mit rund 237 Millionen Euro konnten die Initiatoren geschlossener Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds im Jahr 2012 insgesamt nur noch die Hälfte des Eigenkapitalvolumens einsammeln, das sie noch im Jahr 2011 platziert hatten. Hinzu kommt, dass die Zahl der Initiatoren geschlossener Wagniskapitalofferten in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist. Im bisherigen Rekordjahr der Assetklasse 2006 platzierten zahlreiche Initiatoren insgesamt rund 2,1 Milliarden Euro. Während Emissionshäuser wie Lloyd Fonds, Real I.S. oder Sachsenfonds nach einem Beteiligungsangebot dem Segment wieder den Rücken kehrten, hielten andere länger durch – darunter waren beispielsweise HCI und MPC Capital, Hansa Treuhand oder KGAL, die mittlerweile ebenfalls keine Publikumsfonds mit Unternehmensbeteiligungen mehr anbieten.

Bewährtes Dachfondskonzept bleibt

Eine feste Größe der Fondsbranche ist dagegen die RWB AG aus Oberhaching, die sich seit der Gründung im Jahr 1999 ganz dem Segment verschrieben hat. Seither hat der Initiator 28 eigenkapitalbasierte Dachfonds aufgelegt, die traditionell sowohl Einmal- als auch Ratenzahlern offen stehen. Beide Anlegergruppen haben die Wahl, ob sie sich über die Serie der Global-Market-Fonds an bis zu 30 internationalen Zielfonds beteiligen möchten oder im Rahmen der Special-Market-Fonds-Reihe regionale Schwerpunkte setzen möchten. Dann fließt das Kapital regelmäßig in zehn bis fünfzehn Zielfonds, die sich auf Asien oder Deutschland konzentrieren.

„Unsere 1999 begonnene, erfolgreiche Strategie besteht in der Konzentration auf die Anlageklasse Private Equity, Sicherheit durch breite aber zielgerichtete Diversifikation über Finanzierungsphasen, Wirtschaftsräume und Währungen sowie kontinuierliche Investitionstätigkeit über lange Zeiträume, um zyklische Schwankungen abzufedern“, sagt Norman Lemke, Mitglied des Vorstand der RWB AG. Unlängst hätten sich drei Global-Market-Fonds mit 25 Millionen US-Dollar an dem dem vierten Zielfonds des US-amerikanischen Technologieinvestors Silver Lake beteiligt, der im April 2013 mit einem überzeichneten Volumen von 10,3 Milliarden US-Dollar geschlossen wurde.

Seite 4: Wie die Fondsanbieter in der regulierten Welt agieren werden

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