Offene Immo-Fonds: Experten sind für strengere Regulierung

Finanzexperten befürworten die vom Bundesfinanzministerium (BMF) vorgeschlagenen Mindesthalte- und Kündigungsfristen für Profi-Investoren offener Immobilienfonds, wie eine ZEW-Umfrage zeigt. In Bezug auf Privatanleger werden die Pläne kritisch betrachtet.

Das BMF diskutiert derzeit einen Gesetzentwurf, der der Branche Liquiditätsschocks, wie sie einige Fonds zuletzt oder im September 2008 erlebten, künftig ersparen soll. Die Vorschläge sind allerdings umstritten. Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Befragung des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter Finanzmarktexperten in Deutschland wider.

Knapp 38 Prozent gehen davon aus, dass die Einführung von Kündigungsfristen und Mindesthaltedauern ausreicht, um die Probleme der Fonds zu lösen. Gut 37 Prozent halten eine stärkere Regulierung von offenen Immobilienfonds überhaupt nicht für notwendig. Ein Viertel der Befragten plädiert für Maßnahmen, die über Mindesthaltedauern und Kündigungsfristen hinausgehen. Gemeint sind die umstrittenen Pläne, pauschale Bewertungsabschläge einzuführen.

Eine Kombination aller drei Regulierungsinstrumente wird von rund einem Viertel der befragten Finanzmarktexperten im Hinblick auf institutionelle Anleger als hilfreich erachtet. Bei Privatanlegern sind es lediglich sieben Prozent. Mindestens zwei der Instrumente zur Regulierung einzusetzen, halten im Fall von Profi-Investoren 60 Prozent der Befragten  für sinnvoll. Bei den Privaten glaubt nur rund ein Viertel, dass diese Lösung effektiv wäre.

Hintergrund: Vor allem institutionelle und semi-institutionelle Anleger können die Assetklasse in Bedrängnis bringen, wenn sie Mittel in großem Stil abziehen. Das war zum Beispiel nach dem Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers im September 2008 der Fall, als Investoren weltweit in Panik ihre Portfolios umschichteten und die Cash-Quoten hochfuhren. Im Zuge dieses Schocks mussten auch offene Immobilienfonds dran glauben – nach immensen Mittelabzügen machten zwölf Produkte zu, weil sie die gesetzlich vorgeschriebene Liquiditätsquote nicht mehr erreichten.

Seite 2: Abwertungen bei eingefrorenen Fonds erwartet

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