Immobilien-Index: Flaute im Sommerklima

Die im Rahmen des Immobilien-Konjunktur-Index der Deutschen Hypo für den Monat Juli befragten Experten schätzen die aktuelle Lage mit 117,1 Zählerpunkten real erneut etwas schlechter ein als noch im Vormonat (minus 1,7 Prozent). Damit setzt sich der leichte Abwärtstrend der jüngeren Vergangenheit im Immobilien-Klima fort.

Andreas Pohl, Deutsche Hypo
Andreas Pohl, Deutsche Hypo

Ein Grund für die zurückhaltende Stimmung könnte nach Interpretation der Deutschen Hypo die abnehmende Nachfrage aus der Euro-Zone nach deutschen Exportgütern und die damit einhergehende Konjunkturflaute sein. Fehlende Aufträge veranlassten Unternehmer aus Sicherheitsdenken dazu, weniger Neueinstellungen vorzunehmen. Dies führe wiederum zu weniger potenziellem Flächenbedarf. Grundsätzlich zweifeln die Immobilienexperten jedoch nicht daran, dass die deutsche Wirtschaft die Auswirkungen der Krise größtenteils kompensieren kann. Der Rückgang des Immobilienklimas im Juli 2012 fällt daher moderat aus. Die Eintrübung des Immobilienklimas resultiert überwiegend aus dem Sinken des Investmentklimas (minus drei Prozent). Das Ertragsklima ist mit einem Verlust von 0,5 Prozent hingegen nur geringfügig gesunken. Der Seitwärtstrend im Wohnsegment setzt sich laut Deutscher Hypo weiter fort.

Im Juli konnte das Wohnklima zum zweiten Mal in Folge leichte Gewinne verzeichnen. Durch den Zuwachs von 0,9 Prozent liegt der Wert aktuell bei 167 Zählerpunkten und somit auf dem Niveau vom April. An Stabilität gewonnen hat das Büroklima. Nach einer sechs Monate anhaltenden Abwärtsentwicklung konnte dieses im Juli durch einen minimalen Zuwachs von 0,1 Prozent vorerst gestoppt werden und liegt somit aktuell bei 101,3 Zählerpunkten. Das Handelklima muss als einziges Segment im Juli weitere Verluste verzeichnen. Mit einem deutlichen Rückgang von minus 6,8 Prozent liegt dieses aktuell bei 110,2 Zählerpunkten. Solch einen geringen Wert hatte das Handelklima zuletzt im Juli 2010 (109,7 Zählerpunkte). Das Teilsegment Industrieklima, welches in der Vergangenheit eher weniger im Fokus stand, tritt im Juli deutlich in Erscheinung. Mit einem Rückgang von zehn Prozent musste es die größten Verluste verzeichnen. Diese Entwicklung lässt nach Interpretation der Deutschen Hypo darauf schließen, dass diese Assetklasse aktuell skeptischer betrachtet wird als die übrigen Segmente, da für diesen Bereich ein Rückgang des Exportvolumens als erstes Auswirkungen hat.

Die Immobilienkonjunktur präsentiert sich im Juli stabil, nachdem sie in den vergangenen zwei Monaten Verluste ausgewiesen. Mit einem marginalen Zuwachs von 0,3 Prozent liegt sie aktuell bei 202,9 Zählerpunkten.

„In der deutschen Immobilienwirtschaft lässt sich kein massiver Stimmungseinbruch feststellen, obgleich das latent über den Köpfen schwebende Damoklesschwert der Eurokrise auch die deutschen Immobilienexperten nicht völlig kalt lässt. Eine nur leichte Eintrübung des Stimmungsbildes zeigt jedoch an: Fundamental gesehen ist alles noch stimmig. Die Büroflächennachfragen in vielen Städten sind nach einem zaghaften ersten Halbjahr wieder angestiegen, der Bedarf bleibt demnach hoch. Auch die dynamische Nachfrage nach gewerblichen Krediten zeigt weiterhin Interesse an neuen Projektentwicklungen auf. Es deutet sich aber auch wieder eine Verschärfung der Scherenentwicklung der Immobilienklimawerte an. Wohnimmobilien bleiben für die meisten nach wie vor der sicherste Immobilientyp. Die oszillierende Seitwärtsbewegung des Wohnklimas zeigt sogar tendenziell eher nach oben und erreicht aktuell den dritthöchsten Wert. Vorweggenommen wird jedoch ein möglicher Einbruch beim Konsum und bei der Büroflächennachfrage. Die Schere von mittlerweile über 50 Zählerpunkte zum Spitzenreiter öffnet sich weiter“, kommentiert  Andreas Pohl, Mitglied des Vorstands der Deutschen Hypo die Entwicklung. (te)

Foto/Grafik: Deutsche Hypo

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