Immobilienaktien: Sachwert plus Aktie

Immobilienaktien haben in Deutschland bisher eher ein Nischendasein gefristet, jedoch im laufenden Jahr bislang erhebliche Kurszuwächse verbucht. Die hohe Nachfrage nach Sachwerten gibt der Branche Aufwind.

Text: Barbara Kösling

Andreas Lewandowski ist zufrieden. Vor wenigen Tagen hat der Vorstand der Berliner Estavis AG ein Wohnimmobilienportfolio mit 3.100 Einheiten erworben, zu einem Kaufpreis von rund 110 Millionen Euro. Eine stolze Akquisition für ein Unternehmen, deren bisheriges Gesamtportfolio einen Wert von 60 Millionen Euro hatte. „Wir stellen uns strategisch komplett neu auf und wollen zu einem profitablen Bestandshalter werden“, erläutert er.

Dabei sei seine Kalkulation nicht abhängig von künftigen Wertsteigerungen, so Lewandowski, sondern er setze von vornherein auf solide Erträge. „Wir erwerben günstige, große Bestandsobjekte, die von vornherein einen positiven Cashflow erbringen. Dieser erhöht unsere laufenden Einnahmen und damit unsere Eigenkapitalbasis für künftige Akquisitionen“, erläutert er. Auf diese Weise und durch den Einsatz von Fremdkapital und Kapitalerhöhungen will Estavis bis Ende 2013 ein Bestandsportfolio im Wert von 180 Millionen Euro aufbauen.

Damit will Lewandowski mit ähnlicher Strategie wie die Hamburger TAG Immobilien AG, für die er bis April dieses Jahres noch die Akquisition managte, das Unternehmenswachstum vorantreiben. Die TAG machte im vergangenen Jahr unter anderem durch die Übernahme der Colonia Real Estate von sich reden.

Immobilienaktien: Erhebliche Kurszuwächse

Wachstum ist ein Stichwort, das derzeit charakteristisch ist für die Branche der deutschen Immobilienaktien. Denn viele Titel befinden sich im Aufschwung und haben in den vergangenen Monaten hohe Kurszuwächse verbucht. „Deutsche Immobilienaktien haben bisher im Jahr 2012 eine deutlich bessere Performance hingelegt als der Dax“, sagt Dr. Stefan Mitropoulos, Researchexperte bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Frankfurt.

Dies sei vor allem auf die Performance derjenigen Immobilien-AGs zurückzuführen, die in Wohnimmobilien investieren. So habe die Aktie der Gagfah seit Jahresanfang um fast 100 Prozent im Wert zugelegt, die Patrizia Immobilien AG, die GSW Immobilien AG und die Deutsche Wohnen AG jeweils rund 40 Prozent (Stand 1. Oktober 2012).

Die bis vor Kurzem eher als Spezialsegment betrachtete Branche rückt zunehmend ins Bewusstsein der Analysten und Anleger. „Immobilienaktien, insbesondere solche, die in Wohnimmobilien investieren, profitieren von der aktuell hohen Nachfrage nach der Anlageform. Dies zeigt sich auch daran, dass große Gesellschaften wie die GSW und die Deutsche Wohnen AG Kapitalerhöhungen problemlos auch ohne zuvor angekündigte Investitionsvorhaben platzieren können“, sagt Lewandowski.

Seite zwei: REITs weltweit im Aufschwung

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