Immobilienaktien: Sachwert plus Aktie

Einstweilen hat das Gros der deutschen Immobilien-AGs offensichtlich beschlossen, sein Geschäft zunächst ohne den REIT-Status weiterzubetreiben – und dies vielfach mit großem Erfolg, wie die steigenden Aktienkurse zeigen. Ursächlich dafür ist auch die Tatsache, dass Wohnimmobiliengesellschaften die Umwandlung in einen REIT nach dem Willen des deutschen Gesetzgebers verwehrt ist.

Die Politik wollte auf diesem Weg vermeiden, dass es zu Spekulationen mit Wohnungsbeständen mit negativen Auswirkungen auf die Mieter kommt. Ungeachtet dessen befindet sich die Branche der Immobilienaktien im Aufwärtstrend und es sind gerade die Wohnungsgellschaften unter den Immobilien-AGs, die den aktuellen Aufschwung tragen.

Gehemmt wird das weitere Wachstum jedoch teilweise durch die genannte geringe Größe des Segments. „Institutionelle Anleger würden mehr Kapital in deutsche Immobilienaktien und REITs investieren, wenn das Marktvolumen größer wäre“, betont Schaich. „Eine Immobilienaktie sollte eine Marktkapitalisierung von mindestens 100 Millionen Euro erreichen, um für institutionelle Investoren interessant zu sein“, nennt Lewandowski eine kritische Marke.

Etablierte Konkurrenz

Dass REITs und Immobilienaktien in Deutschland im Vergleich zu den USA und manch anderen europäischen Ländern eine untergeordnete Bedeutung haben, liegt auch an einer deutschen Spezialität. Bisher verfügten sie hierzulande über einen übermächtigen Wettbewerber, die offenen Immobilienfonds (OIFs).

Sie hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten als das Immobilieninvestment schlechthin für den durchschnittlichen Privatanleger etabliert. Noch immer haben die Deutschen rund 83 Milliarden Euro in die Assetklasse investiert. Allerdings ist die Branche empfindlich geschwächt. Sie erlebte aufgrund von Liquiditätsmangel in den vergangenen zwei Jahren eine Abwicklungswelle, der insgesamt zehn Immobilienfonds zum Opfer fielen.

„Die offenen Immobilienfonds haben durch die Ereignisse der vergangenen Jahre deutlich an Vertrauen verloren“, sagt Schaich. Böge sieht die OIFs der großen Bankengruppen jedoch weiterhin in einer starken Position. „Dennoch rücken Immobilienaktien mehr und mehr auch in das Bewusstsein der Privatanleger. Institutionelle Anleger haben ohnehin schon Immobilienaktien in ihren Depots.“

Nach dem Willen der Politik soll die Branche der offenen Immobilienfonds zudem künftig erheblich beschnitten werden. Ein Diskussionsentwurf des Finanzministeriums zum AIFM-Umsetzungsgesetz sieht gar vor, dass künftig keine neuen OIFs mehr aufgelegt werden dürfen.

Eine einschneidende Maßnahme, deren Umsetzung noch ungewiss ist. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sich aus der bereits bestehenden Krise der Fonds Chancen für das Marktsegment der Immobilienaktien ergeben.

„Die Immobilienanlage bleibt auf jeden Fall eine wichtige Komponente für das Portfolio. Falls die Anlagekategorie der offenen Immobilienfonds, wie bisher im Diskussionspapier vorgesehen, drastisch eingeschränkt wird, könnten Immobilienaktien verstärkt als Alternative in den Fokus rücken“, sagt Mitropoulos.

Seite fünf: Volatilität: Risiko und Chance

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