Immobilienmarkt: Im Höhenrausch

Für Berlin, das zuvor deutliche Preisanstiege verzeichnete, weist der IMX dagegen einen Rückgang um 4,6 Prozentpunkte aus. „Die Angebotspreise für Neubauwohnungen in Berlin waren bis Anfang 2011 massiv angestiegen. Diese Preisübertreibungen wurden im Laufe des Jahres korrigiert“, erläutert Michael Kiefer, Leiter Immobilienbewertung bei Immobilienscout24.

Alles in allem rasante Zuwächse, die die Frage aufwerfen, wie es weitergeht und ob diese Entwicklung nachhaltig ist. Viele Marktteilnehmer berichten, dass in einzelnen Trendvierteln die Neubaupreise in den vergangenen Jahren um 30 Prozent und mehr in die Höhe geschnellt sind.

Kann man also in Teilbereichen bereits von einer Preisblase sprechen? „Eindeutig nein, denn die Fundamentalwerte sind insgesamt in Ordnung“, sagt Dr. Thomas Beyerle, Managing Director und Head of Corporate Social Responsibility & Research bei der Bonner IVG Immobilien AG. „Mit anderen Worten: Eine Preisblase entsteht erst, wenn ein Markt ,überverkauft‘ ist, also irrationale Preissteigerungen aufzeigt, denen ein realer Bezug fehlt.

Die aktuellen Preiszuwächse sind das Resultat von immer mehr Zuzügen in die Metropolregionen, Investitionen von Spekulanten, die auf steigende Mieten setzen, und einem Schuss ,Euro-Neurose‘ – also Tausch von Geldvermögen gegen Backsteine.“ Spannend sei auch zu beobachten, dass etliche Investments aus Vermögen beglichen werden und damit ohne Kreditfinanzierung durch Banken.

Dr. Stefan Mitropoulos, Researchleiter der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Fankfurt, schätzt die Lage ähnlich ein. „Von einer Preisblase am deutschen Wohnimmobilienmarkt kann man generell noch nicht sprechen.

Tatsache ist jedoch, dass es in Teilen des Marktes – insbesondere in den dynamischen Ballungsräumen – erstmals seit vielen Jahren zu spürbar steigenden Preisen gekommen ist“, betont er. Dies habe aber längst nicht das Ausmaß erreicht wie in vielen anderen Ländern vor der Finanzkrise.

Im Gegenteil: „Angesichts der jahrelangen Seitwärtsbewegung bei den Preisen am deutschen Wohnungsmarkt seit Ende des Wiedervereinigungsbooms Mitte der 90er-Jahre besteht hier noch ein gewisser Nachholbedarf.“ Zu dieser Einschätzung kommen auch die Landesbausparkassen (LBS). Sie haben in 2011 einen deutlichen Preiszuwachs auch bei Bestandsimmobilien beobachtet.

Demnach kletterten die Preise für gebrauchte Eigenheime um drei Prozent, für Eigentumswohnungen sogar im Schnitt um rund fünf Prozent. Furcht vor einer Preisblase sei dennoch völlig unbegründet, so LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm, „denn noch immer sind die Preise günstig, im Schnitt bleiben sie hinter den Werten des Jahres 2000 um mehr als zehn Prozent zurück.“

Seite 3: Deutschland weist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern Nachholbedarf bei den Immobilienpreisen auf

1 2 3 4 5 6Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
4 Comments
Inline Feedbacks
View all comments