Immobilienwirtschaft: Klima trüb – Konjunktur top

Im auslaufenden dritten Quartal schätzen die im Zuge des Deutsche-Hypo-Immobilienkonjunktur-Index befragten Experten trotz der angekündigten Krisenhilfe der EZB die aktuelle Lage wieder etwas skeptischer ein. Dies korrespondiert jedoch nicht mit der positiven Entwicklung der Immobilienkonjunktur.

Andreas Pohl, Deutsche Hypo

Nach Interpretation des Immobilienfinanzierers Deutsche Hypo zeigt an diesem Beispiel sich zum wiederholten Male seit Einführung des Immobilienkonjunktur-Index, dass das Immobilienklima als Abbild der Marktwahrnehmung der Immobilienexperten und die durch den makroökonomischen Teilindikator abgebildeten aktuellen Rahmenbedingungen der deutschen Immobilienwirtschaft nicht immer im Einklang verlaufen.

Nachdem die Verluste des Immobilienklimas in den vergangenen Monaten immer geringer wurden und die Entwicklung auf ein bevorstehendes Erreichen der Zwischentalsohle hindeutete, war im September wieder ein größeres Minus zu verzeichnen. Mit einem Rückgang von 2,5 Prozent stand das Immobilienklima aktuell bei 113,8 Zählerpunkten und damit fast wieder auf dem Niveau vom Juli 2010. Anders als im Vormonat resultierte der Rückgang zu annähernd gleichen Teilen aus der Abnahme von Investmentklima (minus 2,9 Prozent) und Ertragsklima (minus zwei Prozent).

Während im August nur das Büroklima eine negative Entwicklung aufwies, mussten im letzten Monat des dritten Quartals 2012 alle Segmente Verluste verzeichnen. Mit einem Rückgang von fünf Prozent auf aktuell 101,1 Zählerpunkte hat das Industrieklima jedoch am stärksten abgenommen. Damit liegt der Wert wieder auf dem Niveau vom Juli 2012. Das Büroklima ist im September weiter und mit einem Minus von 3,5 Prozent sogar etwas stärker als im Vormonat gesunken. Aktuell steht das Büroklima damit bei 95,3 Zählerpunkten. Während das Handelklima im vergangenen Monat noch einen Zuwachs von 2,5 Prozent verzeichnen konnte, musste es im September nun einen Rückgang von 2,5 Prozent hinnehmen und liegt mit 110,1 Zählerpunkten wieder auf dem Niveau vom Juli 2012. Das Wohnklima ist auch in der aktuellen Erhebungsperiode weitestgehend stabil geblieben. Nach einer drei Monate andauernden leichten Aufwärtsentwicklung folgte im September ein geringfügiger Rückgang auf nunmehr 165,8 Punkte.

Während Klima und Immobilienkonjunktur im Vormonat noch eine gleichlaufende Entwicklung aufgewiesen haben, bewegen sich die beiden Indizes im September in unterschiedliche Richtungen. Die Immobilienkonjunktur stieg um 1,9 Prozent auf 206,0 Zählerpunkte und vollziehlt damit weiterhin eine Seitwärtsbewegung. Der Graph des Immobilienklimas zeigt hingegen bereits seit dem ersten Quartal 2012 einen eindeutigen Abwärtstrend.

„Die deutsche Wirtschaft konnte sich trotz anhaltend schwierigem Marktumfeld im Zuge der Eurokrise lange Zeit entkoppelt vom europäischen Umfeld behaupten. Mehr und mehr spürt die Realwirtschaft in Deutschland jedoch ebenfalls den Gegenwind. Die Auftragsbücher werden dünner und in einigen Wirtschaftszweigen wird wieder von Kurzarbeit gesprochen. Die deutsche Immobilienwirtschaft indes konnte sich lange Zeit der realwirtschaftlichen Entwicklung entziehen. Sowohl die deutschen als auch die ausländischen Immobilienakteure haben Deutschland als nahezu einzigen sicheren Hafen in Europa gewertet. Dennoch trübt sich Schritt für Schritt auch das Immobilienklima hierzulande ein. Die Rahmendaten überzeugen die Immobilienakteure derzeit weniger, die psychologischen Faktoren überwiegen immer mehr“, kommentiert Andreas Pohl,  Mitglied des Vorstands der Deutschen Hypo, die Gesamtlage.

Dies dokumentiere anschaulich das Büroklima mit Werten unter der Marke von 100 Zählern, die eine wachsende Skepsis bezüglich dieses Segments zeigt. Pohl weiter: „Hoffnungsträger ist das Wohnklima, welches auf anhaltend hohem Niveau verläuft. Diesem Segment wird demnach noch viel Potenzial zugemessen. Die soziodemographischen Daten des Wohnungsmarktes sprechen zumindest in vielen Metropolregionen für ein nachhaltig positives Marktumfeld. Die Scherenentwicklung zu den anderen Segmenten weitet sich damit weiter aus. Alles in allem ist die Entwicklung des Immobilienklimas derzeit als verhalten zu werten. Es bleibt abzuwarten, ob die bevorstehende Leitmesse Expo Real erneut positive Impulse setzen kann.“ (te)

Foto/Grafik: Deutsche Hypo

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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