Immobilien-Investitionsklima hellt sich auf – Risikoappetit wächst in Grenzen

Der von Union Investment erhobene Immobilien-Investitionsklima-Index zeigt erstmals seit 2010 wieder einen einheitlichen Aufwärtstrend in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Wohldosierte Risiken werden mittlerweile bewusst wieder eingegangen. Schrumpfende Kreditmärkte setzen jedoch Grenzen.

Dr. Reinhard Kutscher, Union Investment Real Estate

Europäische Immobilieninvestoren stehen demnach in den Startlöchern, ihre Investments 2013 gegenüber dem Vorjahr deutlich hochzufahren. Laut dem Hamburger Investmenthaus setzen die auf Schrumpfkur befindlichen Kreditmärkte dem steigenden Renditehunger der Investoren jedoch enge Grenzen. Das Investmentjahr 2013 werde daher von einem weiterhin hohen Konkurrenzdruck in den zyklisch robusten Immobilienmärkten Nordeuropas geprägt sein, so das Ergebnis der Befragung von insgesamt 165 Investitionsentscheidern in Deutschland, Frankreich und Großbritannien.

Zum Jahresstart erklären die Investoren unisono, dass sich infolge der Euro-Krise die Kapitalanforderungen für Immobilieninvestments weiter verschärfen werden. Rund 70 Prozent der Investoren rechnen mit steigenden Finanzierungszinsen, in Frankreich werden überdies steigende Steuern befürchtet. „Angesichts der weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen an den Kreditmärkten verwundert es nicht, dass für opportunistische Investments in den Anlagestrategien der europäischen Investoren weiterhin wenig Spielraum bleibt“, sagt Dr. Reinhard Kutscher, Vorsitzender der Geschäftsführung von Union Investment Real Estate. 85 Prozent der Immobilienprofis glauben, dass die Konzentration auf Core-Produkte infolge der Euro-Krise weiter zunehmen wird.

Zunehmender Risikoappetit

Dabei scheinen die europäischen Investoren allmählich wieder einen größeren Risikoappetit zu verspüren. Unter den britischen Investoren ist „Rendite“ mit deutlichem Abstand das Anlagemotiv Nummer Eins; auch in Frankreich und Deutschland steigt die Bereitschaft, die traditionell stärker ausgeprägte Sicherheitsorientierung abzulegen. Grund ist auch der allgemeine wirtschaftliche Ausblick für Europa, der sich aus Sicht der Immobilienprofis gegenüber dem Vorjahr verbessert hat. Eine Rezession in ganz Europa erwarten jetzt nur noch 30 Prozent der Investoren. Bei der letzten Befragung waren es noch 42 Prozent. Auch ist der Zerfall der Eurozone nun nur noch für drei Prozent (vorher zwölf Prozent) der Befragten ein ernstzunehmendes Szenario.

Im Gleichklang hierzu verzeichnete der Investitionsklima-Index von Union Investment, der die Erwartungen der Immobilieninvestoren in den drei größten europäischen Volkswirtschaften systematisch erfasst, in Deutschland und Großbritannien einen Anstieg von jeweils rund einem Punkt auf 67,9 beziehungsweise 64,9 Punkte. In Frankreich kletterte der Index ausgehend von einem niedrigen Niveau um fünf Zähler und steht nunmehr bei 64,2 Punkten. Damit zeigt der Index seit drei Jahren erstmals wieder einen Aufwärtstrend in allen drei Befragungsregionen.

Bei deutlichen Abschlägen für die südeuropäischen Peripherieländer erwarten die Investoren für die meisten Investitionsregionen des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) eine positive Wirtschaftsentwicklung. Neben Deutschland wird insbesondere den Immobilienmärkten in Polen, der Türkei und Irland zugetraut, gestärkt aus dem aktuellen Zyklus hervorzugehen.

Transferunion stärkt deutsche Wohnungsmärkte

Wie die Umfrage darüber hinaus zeigt, spielt die starke Core-Orientierung der Investoren dem deutschen Immobilienmarkt weiter in die Hände. „Selbst die sich abzeichnende Transferunion in Europa scheint kein Schreckgespenst zu sein“, fasst Kutscher die Umfrageergebnisse zusammen. Fast 90 Prozent der deutschen Investoren zeigen sich davon überzeugt, dass der deutsche Immobilienmarkt auch dann ein „sicherer Hafen“ bleiben wird, sollte es zu dauerhaft hohen Transfers von Deutschland in die südeuropäischen Peripherieländer kommen. Infolge einer Transferunion erwarten sich die Investoren insbesondere „höhere Finanzierungskosten“ (75 Prozent der Nennungen), einen“verstärkten Run auf Top-Objekte im Bürosegment“ (75 Prozent) und „positive Effekte für die deutschen Wohnungsmärkte“ (68 Prozent). Gerade einmal 15 Prozent rechnen infolge finanzieller Belastungen mit einem „sinkenden Investoreninteresse“ an Deutschland.

Hintergrund: Der Immobilien-Investitionsklimaindex von Union Investment wird seit 2005 (seit Frühjahr 2008 halbjährlich) unter den europäischen Immobilieninvestoren erhoben. Der Index berechnet sich aus den vier Teilindikatoren „Marktstruktur“, „Rahmenbedingungen“, „Standortbedingungen“ und „Erwartungen“, die mit jeweils 25 Prozent gewichtet werden. Für den Index hat das Marktforschungsinstitut Ipsos im Zeitraum November bis Dezember 2012 Immobilienunternehmen und institutionelle Immobilienanleger in Deutschland, Frankreich und Großbritannien repräsentativ in rund zwanzigminütigen Telefoninterviews befragt. (te)

Foto: Union Investment

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