Wenn die Lage zum Luxus wird – ist das Wohnen in der Stadt bald unbezahlbar?

Speziell in den Metropolen ist Wohnen mittlerweile für eine große Bevölkerungsschicht kaum noch bezahlbar. Eine Wohnung in der Stadt wird zum Luxus.

Wer sich das nicht leisten kann, seinen Arbeitsplatz aber in der Stadt hat, dem bleibt nichts anderes übrig als zu pendeln. Bei den ständig steigenden Benzin- und Bahnpreisen ein teures Vergnügen. Und die teilweise langen Fahrzeiten kosten Freizeit. Bei den steigenden Anforderungen im Job haben immer weniger Erwerbstätige Lust darauf, täglich mehrere Stunden im Auto oder in der Bahn zu verbringen. Wer es sich leisten kann, erspart sich dies. So kommt es in den Metropolen immer mehr zur Verdrängung von Bevölkerungsschichten, die nicht in der Lage sind, die Preissteigerungen zu tragen.

Unternehmen spüren bereits die Auswirkungen

Dieses Phänomen wurde in der Vergangenheit meist als rein gesellschaftliches Problem gesehen. Doch durch die deutlichen Preissteigerungen am Mietmarkt spürt nun auch die heimische Wirtschaft die Auswirkungen. Speziell Unternehmen in den teuren Metropolen wie München, Hamburg oder Frankfurt haben zunehmend Probleme, für einfache Jobs mit geringerer Bezahlung Personal zu finden. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass sich einfache Angestellte und Arbeiter mit geringem Gehalt in den Großstädten keine arbeitsplatznahe Wohnung leisten können.

Mögliche Trendwende

Es stellt sich natürlich die Frage, ob diese Entwicklung unaufhaltsam weitergehen wird. Die neuesten Daten des Mietmarkts zeigen, dass sich der starke Aufwärtstrend der Vergangenheit abkühlt. Die Mietpreise in den Großstädten haben sich in den letzten Monaten tendenziell eher seitwärts bewegt. Ob der Trend dauerhaft anhält oder ob es sich nur um eine kurzfristige Verschnaufpause handelt, bleibt abzuwarten. Es wird jedoch deutlich, dass die Grenze des Bezahlbaren in einigen Lagen bereits erreicht ist.

Was sich ändern muss

Die Regulierung der Mietmärkte, wie sie momentan in der Politik diskutiert wird, ist sicher nicht der richtige Weg, um das Problem in den Griff zu bekommen. Und gerecht ist dieses Vorhaben schon gar nicht. Die gewünschte Hilfe für den Wohnungssuchenden wird so sicher ausbleiben.

Durch Beschränkungen des Mietpreises entsteht kein neuer Wohnraum – und eine Entlastung der Märkte kann nur durch innerstädtischen Neubau erfolgen. Auch der bessere Anschluss der umliegenden Städte an die Metropolen kann angespannte Wohnungsmärkte entlasten. Aber all das kostet Geld. Geld, das die öffentliche Hand nicht hat. Deshalb ist es leichter, mit gesetzlichen Regelungen wie der Mietpreisbremse die Verantwortung auf die Immobilienbesitzer abzuschieben.

Fakt ist….

Der Trend zum Wohnen in der Stadt – und innerhalb der Stadt möglichst zentral – ist nach wie vor ungebrochen. Und auch für den Immobilienmarkt gilt: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, wenngleich sich auf Grund der bestehenden gesetzlichen Beschränkungen und der Natur des Immobilieninvestments die Märkte relativ langsam verändern.

Die einzige Lösung für die zunehmend angespannte Situation in den Metropolen heißt Neubau, um allen Bevölkerungsschichten eine bezahlbare Wohnung in der Stadt zu ermöglichen.

Autor Michael Kiefer ist Chefanalyst bei Immobilienscout24. Er ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Immobilienbewertung und Mitglied der Royal Institution of Chartered Surveyors (Frics). Seit Februar 2013 ist er zudem Mitglied im Rat der Weisen der Immobilienwirtschaft.

Foto: Immobilienscout24

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