Der Boom hat seinen Preis

Gewerbeimmobilien verzeichnen in Deutschland seit einiger Zeit einen Höhenflug, aber der Gipfel scheint erreicht. Entscheidend sind Konzepte für die Zukunft, die dem gesellschaftlichen Wandel und der Urbanisierung begegnen.

Gastbeitrag von Dr. Thomas Beyerle, Catella Property Valuation

„Die Zinsen werden immer stärker zum Dreh- und Angelpunkt zur Prognose der kommenden Jahre. Infolge einer Änderung der Zinslandschaft wird das Fremdkapital knapper. Die Preise werden sinken und die Renditen werden steigen.“

Nur die wenigsten geben zu, wenn sie unter Akrophobie, also Höhenangst, leiden. Gerade seit den fantastischen Vermietungs-, Investment- und Genehmigungszahlen für Gewerbeimmobilien – hier sowohl Büro, als auch Handel und Logistik-immobilien – zum Ende des letzten Jahres wird die Frage nach dem „War’s das jetzt?“ immer öfter gestellt. Noch ein weiterer Höhepunkt 2015 und die Sache wird zunehmend suspekter. Schließlich befinden wir uns in der unendlichen Fortsetzung einer Grexit-, Brexit-, Euro-, Ukrainekrise.

Blütephase des Aktienmarktes

Dem gegenüber steht eine Aktienhausse, die seit Herbst 2014 ihresgleichen sucht, mit 4,2 Prozent Arbeitslosenquote haben wir quasi Vollbeschäftigung und die Innenstädte von Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München und natürlich Berlin, sind eine einzige Baustelle – Um- und Neubauten zur Entwicklung der Neuen Mitte, Dynamik pur. Ökonomisch formuliert: Es ist Boomzeit – und das nicht nur in der Immobilienbranche. Der Gipfel scheint vorläufig erreicht. Die Frage nach dem „Wie lange noch?“ ist deshalb mehr als berechtigt.

Wer erinnert sich nicht an die Schlagzeile vor zehn Jahren im britischen „Economist – Germany – the sick man of Europe“. Wohlgemerkt ohne Fragenzeichen, dafür mit zehn Gründen, warum es so kam und nicht besser werden wird.

Boom in Irland, London, Spanien und Portugal

Gerade den angelsächsischen Leser mag es damals schon verwundert haben, dass Irland und die City of London, auch Spanien und Portugal von einem Wirtschaftsboom heimgesucht wurden, der seit 1945 seinesgleichen suchte, während die kontinentale Wirtschaftsmacht mit den geringsten Streiktagen und ihrem konservativen Spar- und Investitionsverhalten plötzlich ein negatives Wirtschaftswachstum zeigte. Saturiert, wenig risikofreundlich und keine innovativen Wirtschaftszweige mehr, so die Argumente.

Lang ist es her – rund zehn Jahre später, etliche Arbeitsmarktreformen inklusive Hartz IV und Gehaltsnullrunden bei den allermeisten später, zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. „Das deutsche Wunder“, „die können es“, der „Merkelfaktor“ und natürlich eine gewonne Weltmeisterschaft – alles Aussagen, welche letztlich die „German Angst“ auf eine neue Formel gebracht haben: „Produktivitätsteigerung, Spezialistentum und Mittelstand“ – und das mit einer zunehmend globaleren Orientierung. Export als Möglichkeit, das „Made in Germany“ zu neuem Glanz zu führen.

Seite zwei: Die Immobilienbranche profitiert

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