US-Wahl: Folgen für die Zinsentwicklung noch unklar

Wie wird sich die Wahl in den USA auf die Zinsen in Deutschland auswirken? Der Lübecker Finanzdienstleister Dr. Klein gibt eine Einschätzung der Situation ab.

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Vor dem Wahlausgang rechneten viele Experten damit, dass die amerikanische Notenbank die Zinsen im Dezember minimal anheben werde.

Der Sieg von Donald Trump kam unverhofft, war er doch von der Mehrzahl der Meinungsforscher als höchst unwahrscheinlich eingestuft worden. Erste Reaktionen: An den Börsen ging es turbulent zu. Doch mittlerweile haben sich die Stände wieder etwas erholt.

Wie sich die Wahl im Detail auswirken wird, kann wohl kaum jemand voraussehen, gerade weil Trump im Wahlkampf immer wieder durch nicht konsistente Äußerungen auffiel.

 Für Experten war es nicht verwunderlich, dass Janet Yellen, Chefin der amerikanischen Notenbank (Fed), die Zinsen am 2. November nicht anhob, um die Wahl nicht im Vorfeld zu beeinflussen.

Auch wenn Trump ihr gerade das immer wieder lautstark vorwarf: Yellen unterstütze Hillary Clinton und halte die Zinsen niedrig, damit die Wirtschaft prosperiere und die Wähler zufrieden seien. Die USA seien bereit für höhere Zinsen. Er werde Yellen direkt des Amtes entheben, so Trump im Wahlkampf.

Wird die Fed die Zinsen anheben?

So bleibt die Frage spannend, ob sich die Fed-Chefin in der derzeitigen Situation am 14. Dezember, wenn Trump noch nicht im Amt ist, zu einem nächsten Zinsschritt durchringen kann. Yellen äußerte zuletzt – wenn auch leise – Andeutungen, eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr sei denkbar.

Vor dem Wahlausgang rechneten viele Experten damit, dass die Zinsen im Dezember von der Fed minimal angehoben würden. Demgegenüber steht die These, Yellen möchte die Märkte beruhigen und werde die Zinsen auf dem derzeitigen Niveau von 0,25 bis 0,5 Prozent belassen.

Uneinheitliche Signale aus der EZB

Den letzten Schritt nach oben auf der Zinsleiter unternahm die US-Notenbank im Dezember 2015.

 Seitdem hat sich der europäische Leitzins ein Mal verändert: Im März ging er zum ersten Mal in der Geschichte der Europäischen Zentralbank (EZB) auf null Prozent – entwickelte sich also konträr zum Fed-Zins.

Mario Draghi, Chef der EZB, äußerte sich auf der letzten Sitzung Ende Oktober 2016 erneut uneindeutig. Er behielt den Status quo bei und wies vorsichtig auf eine etwaige Weichenstellung im Dezember hin. Heute wurden jedoch Stimmen aus der EZB laut, wonach man ruhiger als die Märkte reagieren werde und weiterhin die Zielinflationsrate von zwei Prozent im Auge behielte.

Rendite von Staatsanleihen und Verbraucherpreise steigen leicht

Anfang Oktober zog die Rendite der zehnjährigen deutschen Staatsanleihen leicht an. Sie beeinflussen die Baufinanzierungszinsen ganz direkt: Steigen die Zinsen der Staatsanleihen, verteuern sich die Zinsen für Pfandbriefe, mit denen Banken häufig ihre Baudarlehen refinanzieren.

Diese teureren Refinanzierungskosten geben sie in der Regel in Form von höheren Bauzinsen an die Kunden weiter. Auch die Verbraucherpreise legten im Oktober um 0,8 Prozent erneut leicht zu.

Bewegung bei den Baufinanzierungszinsen 


„Erstmals seit langem konnten wir wieder steigende Zinsen von knapp 0,2 Prozentpunkten innerhalb von wenigen Tagen sehen“, sagt Michael Neumann, Vorstand der Dr. Klein & Co. AG. „Dadurch wurde die lang anhaltende Tendenz nach unten gestoppt. Die Zinsen für Immobilienfinanzierungen bleiben trotzdem auf einem extrem günstigen Niveau. Wenn wir ein Jahr zurückschauen, haben sich die Zinsen fast halbiert“, so Neumann weiter. Aus Sicht von Neumann bestünde für Darlehensnehmer derzeit keine Gefahr eines eklatanten Zinssprungs.

Quelle: Dr. Klein & Co. AG

Foto: Shutterstock

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