Mietanstiege werden in offizieller Inflationsstatistik deutlich unterschätzt

Die Mieten sind an vielen Standorten in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Die offizielle Verbaucherpreisstatistik bildet dies zumindest für den Berliner Markt nur mangelhaft ab, so eine Untersuchung von Deutsche Bank Research. Es gebe Anzeichen, dass auch bundesweit die Teuerung deutlich zu niedrig eingestuft werde.

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Viele Haushalte müssen bereits mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete ausgeben.

Im aktuellen Immobilienmarktzyklus seien kräftige Preis- und Mietsteigerungen zu beobachten, so DB Research. Von allen Warengruppen hätten die Mieten im offiziellen Verbaucherpreisindex den größten Einfluss auf die Inflation.

Während die aktuellen Zeitungsberichte und die Marktmiete die Mietdynamik widerspiegeln, finde diese jedoch in der amtlichen Statistik anscheinend nicht statt. Das gelte insbesondere für Berlin. Folglich dürfte dort, und weniger ausgeprägt auch bundesweit, die offiziell gemessene Preisentwicklung die tatsächliche Inflation insgesamt unterschätzen, so DB Research.

Offizielle Statistik bildet hohes Mietwachstum nicht ab

Die offizielle Statistik bilde das teilweise hohe Mietwachstum bei den Verbraucherpreisen nicht ab. In Berlin stiegen die Nettokaltmieten laut dem Landesamt für Statistik seit dem Jahr 2009 lediglich um rund 16 Prozent und im Jahr 2017 um etwa zwei Prozent. Die vielen Berliner auf Wohnungssuche – circa 13 Prozent der Berliner inklusive der Neuberliner ziehen jährlich um – dürften laut DB Research über dieses offiziell geringe Mietwachstum ungläubig staunen.

Ein Vergleich mit dem alle zwei Jahre herausgegebenen Berliner Mietspiegel nähre die Zweifel an den Daten des Landesamts für Statistik. Dem Mietspiegel zufolge kletterten die Nettokaltmieten von 2008 bis 2016 um rund 45 Prozent und damit fast dreimal so schnell wie die offizielle Verbraucherpreisstatistik angibt.

Auch Marktdaten bestätigen laut DB Research das hohe Wachstum. Laut der riwis Datenbank, einer Quelle, die auch die Bundesbank für ihre Finanzmarktstabilitätsberichte auswerte, stiegen die Berliner Marktmieten bei Wiedervermietung einer Wohnung seit dem Jahr 2009 um mehr als 60 Prozent und allein im Jahr 2017 um rund zehn Prozent.

Die Grafik zeigt den Verlauf der Mietsteigerungen nach dem offiziellen Verbraucherpreisindex (VPI) und den Wiedervermietungsdaten von riwis

 

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Offizielle Berliner Inflation wird unterschätzt

Tausche man die Nettokaltmieten im Warenkorb der Verbraucherpreisstatistik gegen die Marktmiete (riwis), dann liege die Berliner Inflation für 2017 bei insgesamt 3,1 Prozent, statt dem offiziellen Wert von 1,5 Prozent.

Zwar würden die Marktmieten das tatsächliche Mietwachstum etwas überzeichnen, da sie ausschließlich die Wiedervermietung, aber nicht die Bestandsmieten erfassen, jedoch werde evident, dass die offizielle Statistik die tatsächliche Inflation unterschätze.

Dies wird laut DB Research durch einen weiteren Faktor untermauert. Das Gewicht der Nettokaltmieten im offiziellen Warenkorb der Statistikämter liege bundesweit einheitlich bei rund 20 Prozent. Gerade für das einkommensschwache Berlin hätten die Mieten ein höheres Gewicht im Warenkorb.

Seite 2: Gilt dies auch für andere Standorte?

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