Einfluss von Staatsfonds nimmt weiter zu

Die Bedeutung von Staatsfonds, sogenannten Sovereign Wealth Funds (SWFs), hat in den letzten Jahren enorm zugenommen, immer öfter tauchen diese Akteure in den Schlagzeilen auf. Ad van Tiggelen, Senior Strategist bei ING Investment Management, glaubt, dass diese Entwicklung erst der Anfang eines langfristigen Trends ist.

Staatsfonds sind für aufstrebende Industrienationen ein geeignetes Instrument, um ihre Leistungsbilanzüberschüsse zu bündeln und strategisch einzusetzen. Besonders die sogenannten Petrodollars der ölproduzierenden Länder sind in diesem Zusammenhang zu nennen. 3.300 Milliarden US-Dollar beträgt das in SWFs verwaltete Vermögen inzwischen ? die Tendenz steigt. Laut Schätzwerten werden Staatsfonds bis 2012 über rund 10.000 Milliarden US-Dollar verfügen. Investierten die Staaten ihre Devisenüberschüsse bislang vorwiegend in Safety-First-Anlagen, vor allem Staatsanleihen, so nehmen sie zunehmend auch Aktien und Alternative Investments ins Visier. Übernahmen infrastruktureller Vermögenswerte und die Aufsehen erregenden Finanzspritzen für angeschlagene Kreditinstitute bereiten nicht wenigen Politikern in Europa und den USA Sorgen.

Doch van Tiggelen ist der Meinung, auch der private Finanzsektor werde die Präsenz der SWFs deutlich zu spüren bekommen. Die Nachfrage auf den Aktienmärkten werde künftig entscheidend von Staatsfonds mitbestimmt werden. Selbst wenn die SWFs ihre aktuelle strategische Ausrichtung beibehielten und etwa 40 Prozent ihrer Investments auf Aktien entfielen, könnten sie innerhalb der nächsten zehn Jahre fast zehn Prozent des weltweiten Aktienmarktes aufkaufen.

Der ING-Experte geht davon aus, dass die Manager der Staatsfonds ihre Anlagen breiter streuen werden um nicht zu viel Aufmerksamkeit von Politikern und Aufsichtsbehörden auf sich zu ziehen. Um aufkeimenden protektionistischen Tendenzen in Zielländern zu begegnen, würde SWF-Vermögen zunehmend an externe Vermögensverwalter ausgelagert werden und in stark diversifizierte Portfolios fließen. Mit Direktinvestitionen, beispielsweise über Minderheitsbeteiligungen an Konzernen, sei indes auch weiterhin zu rechnen. Es sei zu erwarten, dass Staatsfonds, besonders über größere Übernahmen, die Aktienkurse ganzer Marktsegmente massiv beeinflussen könnten, dies gelte es für Anleger und Manager bei der Sektorenallokation ins Kalkül zu ziehen.

Als wichtige Ziele für SWFs nennt van Tiggelsen den Konsumgüterbereich, Versorger, Erzeuger knapper Rohstoffe sowie Infrastruktur- und High-Tech-Unternehmen. (hb)

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