Unser täglich Griechenland gib uns heute. Was kommt morgen?

Die Halver-Kolumne

Griechenland kommt für drei Jahre in den Genuss des Füllhorns. Das haben wir im März zugesagt. Da müssen wir jetzt durch.

Cash.-Kolumnist Robert Halver
Cash.-Kolumnist Robert Halver

Es ist zu hoffen, dass das deutsche Hilfspakets nicht zur Befriedigung von Südkurven und Stammtischen zerredet wird. Wir brauchen keine weiteren eurosklerotischen Irritationen, die die Märkte weiter verunsichern, sondern Entspannung.

Übrigens bedeutet die vielfach eingeforderte Bankenbeteiligung zu Ende gedacht auch, dass die sich in Staatsbesitz oder unter Staatsführung befindenden Banken Commerzbank und Hypo Real Estate zur Kasse gebeten werden, also wir die Steuerzahler.

Wie geht es jetzt mit Hellas weiter? De facto werden die Griechen vom Finanzmarkt und seinen hohen Zinsen abgekoppelt, also in Watte gepackt, um ihnen die Möglichkeit zu geben, stabilitätspolitisch vom Saulus zum Paulus zu werden. Damit hat man auf der Zeitschiene eine Schlacht gewonnen.

Den Krieg zu gewinnen ist aber eine Aufgabe ganz anderen Kalibers. Dabei bestehen erhebliche Risiken. Die Finanzmärkte werden wie die Geier beobachten, ob die Griechen zügig die geforderten scharfen Stabilitätsmaßnahmen ergreifen. Die griechische Politik sieht sich also genötigt, das Land sehenden Auges in die Rezession zu führt? Wäre das nicht so, als erhielte man die blauen Pillen erst nach vorhergehender Entmannung? Wie können wir überhaupt ohne politische Union Druck bei Versäumnissen ausüben?

Eine weitere Gefahr ist, dass der griechischen Wirtschaft aus Risikoaversion ausländische Aufträge verloren gehen und damit die Wirtschaftssubstanz weiter verschlimmert wird. Das ohnehin größte Problem ist die Strukturschwäche der Wirtschaft, die eine Hartwährung wie den Euro kaum aushalten kann.

Hilfsmaßnahmen sind keine Sparanreize

Eigentlich müssten die griechischen Sirenen den betörenden Gesang der konjunkturstabilisierenden Abwertung erklingen lassen. Denn eine Kernsanierung im Euro-Korsett kostet viel Zeit und Geld. Grundsätzlich sind die geplanten Hilfsmaßnahmen wohl kaum Sparanreize in anderen Ländern, die im Falle eines Falles auch auf das Mutter Theresa-Prinzip – sozusagen aus Gerechtigkeitsgründen – hoffen können.

Schlimmstenfalls wäre damit der ursprüngliche Stabilitätspakt mausetot und die Haftungsunion quicklebendig. Viele halten diesen Regelbruch für angemessen oder zeitgemäß. Ist es denn auch zeitgemäß, in einer Beziehung ab einer bestimmten Faltentiefe den Treueschwur zu lockern?

Auf Seite 2 erfahren Sie, wie wir den Euroraum retten können.

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