ACM Bernstein: „Rentenindizes als Messlatte ineffizient“

Die Fondsgesellschaft ACM Bernstein hält die Benchmarkorientierung von Rentenportfolios angesichts einer wahrscheinlich bevorstehenden Zinssteigerungsperiode nicht mehr für zeitgemäß. Cash. sprach mit CIO und Rentenchef Douglas J. Peebles.

Doug Peebles
Douglas J. Peebles

Cash.: Was ist falsch an einer Benchmarkorientierung im Rentenbereich?

Peebles: So sinnvoll Anleiheindizes als Momentaufnahme der Rentenmärkte auch sein mögen, als Modellportfolios sind sie ineffizient und zwingen Anleger zu viele Kompromisse auf. Wer bereit ist, sich von Indizes zu befreien, dürfte künftig seinen risikoadjustierten Ertrag deutlich verbessern können. Das Problem fast aller Anleiheindizes ist die Gewichtung nach Marktkapitalisierung. Deshalb spielen Staaten oder Unternehmen, die mehr Schuldtitel emittieren, in den Indizes eine größere Rolle, sodass Emittenten mit aufgeblähten Bilanzen in den Portfolios indexgebundener Anleger unangemessen stark vertreten sind.

Cash.: Indizes verändern sich im zeitlichen Ablauf. Was bedeutet das für Anleger?

Peebles: Veränderungen der Charakteristik und der Zusammensetzung von Indizes stellt eine echte Herauforderung dar. US-Staatsanleihen etwa waren 1990 im heutigen Barclays Capital US Aggregate Index mit 46 Prozent gewichtet, bis zum Jahr 2000 fiel dieser Anteil auf 27 Prozent, um bis 2010 wieder auf 35 Prozent anzusteigen. Die Indexduration kann ebenfalls stark schwanken, beim Barclays Capital Global Aggregate Index stieg sie im letzten Jahrzehnt von 4,9 auf 5,8 Jahre. Indexgebundene Anleger müssen diese Veränderungen mittragen, auch wenn die Eigenschaften ihres Rentenportfolios dadurch in unbeabsichtigter Weise verändert werden.

Cash.: Manche Investoren versuchen mittlerweile, mit Indizes verbundene Probleme durch eigene Benchmarkkonstruktionen zu umgehen.

Peebels: Dies ist überaus schwierig. Besser wäre es, wenn Anleger über Benchmarks hinausdenken. An erster Stelle steht dabei die Bestimmung der Anlageziele von Rentenportfolios, um diese dann mit maßgeschneiderten Investmentstrategien verfolgen zu können.

Cash.: Ein wichtiger Zweck vieler Anleihebestände ist die Abmilderung der Risiken anderer Anlageklassen. Nicht alle Anleihesektoren eignen sich aber als beständige Diversifikatoren für Risikoanlagen, und im Krisenjahr 2008 zeigte sich, dass Diversifikationsvorteile manchmal genau dann schwinden, wenn sie am meisten gebraucht werden. Historisch betrachtet erfüllten US-Staatsanleihen die Diversifikationsrolle am besten, doch weil die Staatsschuldenkrise in den Vordergrund drängt, ist es unwahrscheinlich, dass sie künftig noch den gleichen Schutz bieten wie in der Vergangenheit.

Cash.: Wie geht es im Rentenbereich weiter?

Peebles: Angesichts vielfältiger Herausforderungen und volatiler Märkte erkennt eine wachsende Zahl von Investoren, dass Standardbenchmarks im Rentenbereich ihre Erwartungen nicht erfüllen. Der Ausblick für die Anleihemärkte verfinstert sich derzeit, unter anderem wegen der historisch niedrigen Zinsen, zunehmender staatlicher Emissionstätigkeit und dem in weiten Teilen der Welt auftretenden Inflationsdruck. Nur ein gänzlich unbeschränkter Anlageansatz versetzt Renteninvestoren in die Lage, die Märkte weiterhin erfolgreich auszunutzen.

Das gesamte Interview mit Douglas J. Peebles lesen Sie in der kommenden Cash.-Ausgabe 9/2011.

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