Alfred Platow: Nachhaltigkeit ist keine isolierte Öko-Branche

Wer sich mit den Ursprüngen der ökologisch-ethischen Kapitalanlage in Deutschland befasst, landet zwangsläufig bei Alfred Platow. Der Versiko-Pionier im Cash.-Interview über die Anfänge, das Jubiläum des Fonds-Klassikers Ökovision und die nächsten Ziele.

Versiko-Gründer Alfred Platow
Versiko-Gründer Alfred Platow

Cash.: Sie sind seit 36 Jahren in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit unterwegs, ausgehend von einer alternativen Versicherungsagentur, die sich die Frage „In welche Werte fließen die Beiträge der Versicherungskunden?“ auf die Fahnen geschrieben hatte. Wie kam es zu dem Antrieb im Jahre 1975, zu einer Zeit, als sich vermutlich niemand wirklich Gedanken über ökologische Notwendigkeiten in der Ökonomie gemacht hatte?

Platow: Ich hatte damals ein selbstverwaltetes Jugendzentrum gegen den Willen der Stadtverwaltung in Düsseldorf-Oberkassel gegründet und suchte eine Versicherung, um die Einrichtung abzusichern. Die meisten Versicherungsagenturen lehnten allerdings ab. Also hieß es selber machen! So gründeten Klaus Odenthal und ich die Kollektive Versicherungsagentur Alfred & Klaus. Damals war die R+V Versicherung als genossenschaftliches Unternehmen ein idealer Partner. In dieser Zeit reifte in mir die Überzeugung, dass Geldanlage und Ökologie unweigerlich zusammengehören und Ökologie unweigerlich mit Begriffen wie Ethik und Humanismus verknüpft sind. Der Kick lag darin, Einfluss in die Kapitalanlagepolitik der Versicherer zu nehmen, wenn es um die private bzw. betriebliche Altersvorsorge ging. Auch um den interessierten und bewusstseinsorientierten Kunden die Antwort auf die Frage geben zu können „Wohin wird eigentlich mein Versicherungsbeitrag investiert?“. So haben wir die Werteorientierung in den Kapitalmarkt gebracht. Dafür sind wir bis in die Führungsetagen der Versicherungen und Banken gegangen und haben dort für diese Zeit revolutionäre Fragen gestellt!

Cash.: Wie kam es in den 90er Jahren zur Gründung der Investmentgesellschaft?

Platow: Die gedankliche Geburt unseres Ökovision lässt sich auf eine Pioneer-Investments-Veranstaltung in Berlin in 1989 terminieren. Dort haben Klaus Odenthal und ich begonnen, die Grundstruktur für Positiv- und Negativkriterien für die Geldanlage in einen Investmentfonds aufzuschreiben. Den Wegweiser, in welche Richtung Geld investiert werden soll und in welche nicht. Anfang der 90er habe ich dann beinahe alle 21 damals in Deutschland tätigen KAGs besucht, um das Konzept von Ökovision vorzustellen. Die Resonanz war allerdings derart ernüchternd, dass bei mir dadurch eine ungeheure Energie freigesetzt wurde eine eigene KAG zu gründen. Als Ergebnis wurde die Investmentgesellschaft Ökoworld (Anmerkung der Redaktion: zu dieser Zeit lautete auch der Name der KAG noch Ökovision) 1995 in Luxemburg zugelassen. Damals war mir allerdings noch nicht klar, dass die Themen Ökonomie und Ökologie das kommende Jahrtausend beherrschen sollten.

Seite 2: Was ist das Besondere am Fonds-Klassiker Ökovision?

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