Amundi: „Für Wachstumsfantasien zahlen wir nicht“

Cash.: Haben Sie Beispiele für das antizyklische Vorgehen des Fondsmanagements?

Vormoor: Wir waren zum Beispiel vor dem Ausbruch der Asienkrise 1988 überhaupt nicht in japanischen Firmen investiert. Der Anteil des Inselstaats am Weltaktienindex betrug damals dagegen mehr als 44 Prozent. Gleiches vor der Dotcom-Spekulationsblase im Jahr 1999. Wir waren mit weniger als fünf Prozent an Informationstechnologieanbietern und Internetfirmen beteiligt, die auf ihrem Höhepunkt knapp ein Drittel des MSCI World ausgemacht haben. Und beim Ausbruch der Finanzkrise waren lediglich 1,7 Prozent des Portfolios Branchentitel wie Banken und Versicherungen. Deren Anteil am Weltaktienindex zu dieser Zeit war mehr als ein Viertel. Der Fondsgründer Jean-Marie Eveillard drückt es folgendermaßen aus: „Ich ziehe es vor, die Hälfte meiner Kunden zu verlieren, als die Gelder meiner Kunden zu halbieren.“

Cash.: Abgesehen von Aktien kann das Fondsvermögen auch in andere Wertpapiere investiert werden?

Vormoor: Ja, unser Anlageuniversum besteht nicht nur aus Aktien. Die übrigen Assetklassen werden aber defensiv und in begrenztem Umfang beigemischt, um das Portfolio zu diversifizieren, nicht um einen zusätzlichen Renditebeitrag zu leisten. Gold erwerben wir beispielsweise in Form von ETFs, also börsengehandelten Indexfonds, oder als Aktie von Minengesellschaften. Die Idee ist, so einen Schutz gegen extreme Marktgeschehnisse aufzubauen, weil es sich bei Gold um einen potenziellen Wertspeicher handelt. Unternehmensanleihen beziehungsweise Wandelanleihen sind für uns interessant, weil diese Papiere es in bestimmten Situationen ermöglichen können, mit weniger Risiko zu aktienähnlichen Erträgen zu kommen. Liquide Mittel, aber auch Staatsanleihen halten wir nur in Marktsituationen, in denen Kaufgelegenheiten dünn gestreut sind. Ansonsten betreiben wir noch eine Währungsabsicherung durch Termingeschäfte, um das Portfolio zu sichern.

Interview: Marc Radke

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