Russlandfonds: Beton und Boliden für den Aufschwung

Bricht der Absatz weg, wie in 2008 geschehen, als nach dem Kollaps der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers die Weltwirtschaft stillzustehen schien, gibt es kein Halten mehr. Der russiche Aktienindex RTS rauschte in wenigen Wochen um rund 80 Prozent nach unten. „Die russische Wirtschaft ist auf Grund der Dominanz der Basisindustrien sehr zyklisch ausgerichtet. Eine globale Wachstumsabschwächung mit stark fallenden Rohstoffpreisen würde sich daher ziemlich negativ auswirken“, weiß auch Russlandkennerin Millendorfer.

Ein hoher Ölpreis kann die Staatsfinanzen sanieren

Steigt allerdings die Nachfrage wie in den vergangenen zwei Jahren steil nach oben, schießen auch die Börsenkurse durch die Decke. So wie 2009, als auf den Ausverkauf eine Steigerung von 130 Prozent folgte. Auch 2010 zeigte sich die Börse von ihrer lukrativen Seite: „Der russische Markt tendierte im Dezember weltweit mit am stärksten. Die Gründe dafür waren das nach wie vor große Kaufinteresse an Risikopapieren sowie die anhaltend hohen Mittelzuflüsse. Da der Ölpreis zuletzt auf über 100 US-Dollar pro Barrel angestiegen ist, sollten die russischen Staatsfinanzen nun in einem wesentlich besseren Zustand sein als es das Haushaltsbudget suggeriert“, interpretiert Matthias Siller die jüngste Hausse. Der Fondsmanager verwaltet in seinem Baring Russia Fund knapp 200 Millionen Euro. Neben Aktien von Unternehmen, die in Russland tätig sind, gehören zu Sillers Anlageuniversum in geringerem Maß auch die Ukraine und andere ehemalige Sowjetstaaten.

Der russische Regierungs-Etat war ursprünglich auf Basis von lediglich 75 US-Dollar pro Barrel festgelegt worden. Höhere Preise stützen auch nach Meinung des Baring-Russland-Experten Siller zusammen mit den immer besseren Wirtschaftsdaten den Aufwärtstrend des Marktes. Belastet sei die Stimmung lediglich durch die jüngst eindeutig angestiegene Inflation, sagt Siller: „Der Ölpreis könnte der Regierung im nächsten Jahr jedoch noch mehr Handlungsspielraum verschaffen, weil auch die Konjunktur von dem jüngsten Anstieg profitieren wird.“

Darauf ist auch der DWS Russia ausgerichtet. Dzhaparov stellt mit den Energielieferanten Gazprom und Lukoil sowie dem Minenunternehmen MMC Norilsk Nickel gleich drei Rohstoffförderer an die Spitze des Portfolios. Sieben Konzerne dieses Sektors finden sich allein in den Top-10-Holdings und machen rund die Hälfte des Fondsvermögens aus. Alles in allem kaufen sich Anleger mit dem Fonds ein Rohstoffexposure von knapp 70 Prozent ins Depot.

Die Konzentration auf Börsenschwergewichte ist kein Zufall. Auch Small und Mid Caps gehören durchaus zum Anlageuniversum. Diese waren laut Dzhaparov wegen ihrer höheren Volatilität aber mitverantwortlich, dass der DWS Russia im Zuge der Finanzkrise 2008 stärker absackte als der Gesamtmarkt, gemessen am russischen Börsenindex RTS, und anschließend nur langsamer wieder in Schwung kam. Heute glänzt Dzhaparov im Konkurrenzumfeld mit einer der höchsten Renditen auf Jahressicht: „Wir konzentrieren uns jetzt stärker auf Blue Chips.“ Damit legten die Fondsanteile in 2010 um mehr als 34 Prozent zu.

Breite Streuung gegen das Schwellenlandrisiko

Eine andere Strategie verfolgt das Bankhaus Metzler, im Schnitt steht den Aktieninvestments nur jeweils ein Anteil von zwei Prozent am Portfolio zu: „Während im Börsenindex 28 Titel vertreten sind, streben wir im Metzler Russia Fund eine wesentlich breitere Streuung von bis zu 50 Werten an“, erklärt Senior-Portfoliomanagerin Simone Beer. Gerade in dieser Anlageregion sei eine solche Maßnahme unter Risikogesichtspunkten wichtig.

Seite 4: Auch die Ukraine und Kasachstan bieten Investmentchancen.

1 2 3 4 5Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments