Agrar bleibt rar

Sollten die USA ihre Haushaltsprobleme nicht bis zum Jahreswechsel in den Griff kriegen, könnte das eine Rückkehr in die Rezession auslösen. „Diese Sorge hat enormen Gegenwind für Rohstoffe erzeugt, von denen sich nur eine Handvoll im Laufe der letzten Woche erholen konnte. Als Folge kreist der DJ-UBS-Rohstoffindex um sein Vier-Monats-Tief herum, insbesondere der Agrarsektor schwächelt weiterhin“, so der Commodity-Experte.

Die Münchener Privatbank Donner & Reuschel sieht Agrarrohstoffen deswegen vor einem „selektiven Höhenrausch“. Die meisten Preise sind jüngst zwar wieder etwas gesunken, denn aus den Erntedaten in den USA geht hervor, dass die Produktionseinbußen infolge der Dürre nicht überall so drastisch ausfallen wie zum Beispiel bei Baumwolle.

Trotzdem sinken die Lagerbestände von Weizen und Mais seit fünf Jahren. Es seien aber noch weitere negative Überraschungen in den USA möglich. Auch das Wetter in Russland, Asien und Australien verhalte sich nach wie vor außergewöhnlich wechselhaft, erklärt Carsten Mumm, Leiter Asset Management bei Donner & Reuschel: „Die technischen Indikatoren zeigen, dass eine Preisspitze im Agrarsektor noch nicht erreicht sein muss, wenngleich sich manche Rohstoffe wie Mais, Weizen und Soja nahe ihrem Fünf-Jahres-Hoch bewegen.“

Teilweise im Höhenrausch

Die richtige Wahl der Investments war für Investoren allerdings entscheidend: „An Kaffee, Kakao und Zucker ging die Hausse gänzlich vorbei“, sagt Mumm. Gute Ernten und üppige Handelsbestände hätten deren Preisniveau gedrückt.

Auch die Nahrungsmittelindustrie profitiert wenn überhaupt begrenzt, weil sie die teureren Einstandspreise nur selektiv weitergeben kann. Zumindest laut dem Statistischen Bundesamt sind die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke seit 2005 um lediglich 19,5 Prozent gestiegen. Völlig im Rahmen, wie Mumm erklärt: „Dies entspricht der zugrundeliegenden Konjunktur-Trendkomponente.“

Meist investieren Anleger ihr Geld indirekt in den Rohstoffmarkt, indem sie beispielsweise auf börsennotierte Bergbaugesellschaften oder Ölraffinerien setzen.

Im Agrarbereich können dazu etwa die Hersteller von landwirtschaftlichen Gerätschaften gehören. Zu den bekanntesten gehört Titan Machinery aus dem US-amerikanischen Fargo. Die Aktien der Gesellschaft belegen eine Top-Position im DJE Agrar & Ernährung, 3,5 Prozent beträgt ihr Anteil am Portfolio.

Der Agrarfonds gehört mit knapp 58 Prozent Rendite in den zurückliegenden drei Jahren zu den erfolgreichsten Offerten, die in landwirtschaftliche Produktion investieren.

Der Vergleichsmaßstab für Fondsmanager Jörg Dehning setzt sich aus 50 Prozent Dax-Global-Agribusiness-Performance-Index und 50 Prozent MSCI-World-Food,-Beverage-and-Tobacco Performance-Index zusammmen.

Preistreiber: Steigende Nachfrage nach Proteinen

Dehning kann aber unabhängig von seiner Benchmark handeln und „die Investitionsquote in schwierigen Zeiten auf bis zu 51 Prozent reduzieren. Bei temporär sinkenden Agrarpreisen ist der Fonds zudem in der Lage, über gezielte Anlagen innerhalb der Nahrungsmittelindustrie, kurzfristig auch an sinkenden Rohstoffpreisen zu partizipieren.“ Um das Risiko zu reduzieren, will Dehning sowohl thematisch als auch regional streuen.

Neben dem stetigen Bevölkerungswachstum zählt laut dem DJE-Fondsmanager die zunehmende Nachfrage nach proteinreichen Nahrungsmitteln im Zuge des steigenden Wohlstandsniveaus in den Entwicklungsländern zu den Haupttreibern der Agrarpreise.

Die fortschreitende Urbanisierung dürfte zugleich eine Verknappung der Anbauflächen bewirken und damit ein Schließen der entstehenden Angebotslücke im Agrarbereich verhindern, so Dehning: „Aufgrund der rasant zunehmenden Weltbevölkerung und der damit erhöhten Nachfrage nach Nahrungsmitteln sollten sich Agrar- und Ernährungsaktien trotz der zum Teil hohen Schwankungsbreite bei den Preisen der Agrarrohstoffe längerfristig gut entwickeln. Der Fonds kauft aus ethischen Gründen weder physische Rohstoffe noch Derivate, die von deren Preisanstieg profitieren.“

Zum Anlageuniversum gehört alles, was geeignet ist, zukünftigen Lebensmittelengpässen entgegenzuwirken: Landmaschinen- und Bewässerungstechnik, Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemitteln, Aquakulturen sowie Futtermittel.

Auch wenn Dehning die ganze Bandbreite der Agrar- und Nahrungsmittel-Wertschöpfungskette für lukrative Investments nutzen will, machen Rohstoffe und nichtzyklische Konsumgüter mit rund zwei Dritteln doch den Großteil des Fondsvermögens aus. (mr)

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Foto: Shutterstock

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