Aktienfonds-Nebenwerte: „das Salz in der Suppe“

Cash.: Das Eingreifen der Notenbanken besorgt Sie nicht?

Albrecht: Auf lange Sicht sind diese Maßnahmen natürlich nicht zu begrüßen. Aber einen um sich greifenden Brand wie in den vergangenen Jahren lediglich mit einer Wasserpistole zu bekämpfen, macht wenig Sinn.

In den USA und Großbritannien sind die Probleme mindestens so groß wie in der Eurozone. Dort haben es aber die Kapitalmärkte besser verkraftet, da die Fed wie auch die Bank of England schon länger massiv die Krise bekämpft und am Ende des Tages immer die Geldschleusen geöffnet haben, um die Märkte zu stützen. Das ändert an den Problemen wenig.

Cash.: Wie kann eine Lösung ausschauen?

Albrecht: Theoretisch gibt es da verschiedene Möglichkeiten. Klassisches Sparen und Gürtel-enger-schnallen ist eine Möglichkeit, die aber mit schwachem Wachstum und allgemein schlechter Stimmung einhergeht. Umschuldungen verbunden mit einem Schuldenschnitt sind eine andere Option. Dabei muss man aber beachten, dass die Schulden des einen die Ersparnisse eines anderen darstellen.

Ein weiterer und der – nach unserer Ansicht – wahrscheinlichste Weg führt über die sogenannte Finanzrepression. Kernelement der Finanzrepression sind negative Realrenditen.

Cash.: Wer soll denn die Rechnung bezahlen?

Albrecht: Bei der Finanzrepression wird mittelbar oder unmittelbar Druck auf Investoren ausgeübt, Staatsanleihen zu kaufen. Dadurch steigt die Nachfrage, was deren Renditen sinken lässt. Eine andere Möglichkeit ist der Kauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank, was ebenfalls die Renditen sinken lässt.

Ein gleichzeitiger Anstieg der Inflationsraten hilft zusätzlich. Und über negative Realrenditen (Rendite unterhalb der Inflationsrate) lässt sich der Staat prima entschulden: Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die USA durch Mittel der Finanzrepression ihre Staatsverschuldung innerhalb von zehn Jahren von 116 Prozent des BIPs auf 66 Prozent gedrückt. De facto bezahlen also Anleger und Sparer die Rechnung, denen real Kaufkraft entzogen wird.

Cash.: Wie läuft der DWS Deutschland?

Albrecht: Das Fondsvermögen beträgt insgesamt 2,85 Milliarden Euro. Wir haben in diesem Jahr bislang leichte Abflüsse in Höhe von 180 Millionen Euro verzeichnet. Ursache sind wohl Gewinnmitnahmen nach den starken Kurssprüngen von rund 20 Prozent, die der deutsche Aktienmarkt seit Jahresbeginn vorzuweisen hat.

Darüber hinaus schwelt auch die Euroschuldenkrise weiter und verunsichert Investoren. Die negativen Schlagzeilen hören nicht auf und die Börsenkurse schwanken stark. Beides hat den Absatz von Fondsanteilen nicht erleichtert.

Die Aktienkultur in Deutschland ist ohnehin ausbaufähig, es mangelt an Bereitschaft zu volatilen Investments. Im Ergebnis haben wir eine geringe Aktienquote sowohl bei privaten Anlegern als auch bei institutionellen Kapitalgebern wie Pensionskassen oder Versicherungen. Es gibt hierzulande nicht genügend langfristig engagierte Investoren.

Cash.: Das ist aber die falsche Anlagestrategie?

Albrecht: Allerdings, ich stelle mir die Frage nach den Alternativen in einem Szenario mit niedrigen Zinsen und steigender Inflation. Das Mittel der Wahl sind Aktien mit Sachwert-Charakter, vorzeigbarer Dividendenrendite und einem Exposure zu den aufstrebenden Schwellenländern.

Ich empfehle als Anlageform nach wie vor, kontinuierlich in einen Fonds-Sparplan einzuzahlen. Aktien sind nicht nur attraktiv, weil sie mit einer schönen Story verkauft werden können, sie bieten Anlegern auf längere Sicht die besten Ergebnisse.

Foto: Frank Seifert

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