China: Währung unter Druck

Der Wechselkurs des Renminbi zum US-Dollar hat seine Einbahnstraße verlassen. Seit Anfang Mai hat sich die chinesische Währung gegenüber dem amerikanischen Greenback um rund 1,3 Prozent abgeschwächt. Eine gute Nachricht für Chinas Konjunktur.

Das meint auch Ursina Kubli, Ökonomin bei der Bank Sarasin & Cie AG: „Eine schwächere Währung käme der chinesischen Konjunktur derzeit höchst gelegen. Der Vorwurf, dass die chinesische Zentralbank ihre Währung schwächt,um die Konjunktur zu stützen, ist derzeit jedoch nicht berechtigt. Die chinesischen Devisenreserven sind im Mai um rund 90 Milliarden US-Dollar gesunken. Offenbar hat sich die People’s bank of China (PboC) gegen eine Abwertung gestemmt.“ Nicht die Währungspolitik der chinesischen Zentralbank, sondern die Finanzmärkte hätten die jüngste Abwertung der chinesischen Valuta herbeigeführt.

In der Vergangenheit hat sich die chinesische Zentralbank schrittweise dem Druck des Westens gebeugt und ihre wohl unterbewertete Währung aufwerten lassen wird. „In den vergangenen Monaten wurde die PboC plötzlich auch mit Abflüssen aus der eigenen Währung konfrontiert. Das ist Neuland für die chinesische Zentralbank. Erste Zweifel, wie weit der Renminbi noch unter seinem fairen Wert notiert, dürften die Ursache sein“, so Kubli.

China will flexiblen Wechselkurs

Der reale Wechselkurs des Renminbi ist in den vergangenen fünf Jahren um rund 20 Prozent gestiegen, deutlich mehr als der Anstieg in anderen asiatischen Ländern. Zudem hat sich der Überschuss der chinesischen Leistungsbilanz reduziert: Im zweiten Quartal 2012 wies China lediglich einen Leistungsbilanzüberschuss von 3,6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt aus und ist damit im Vergleich zum Jahr 2008 auf einen Drittel geschrumpft.

Kubli sagt: „Der hohe Leistungsbilanzüberschuss in China war ein häufiges Indiz dafür, dass der Renminbi massiv unterbewertet ist. Der starke Rückgang ist zwar teilweise konjunkturell bedingt, da die Nachfrage nach chinesischen Exportgütern aufgrund des schwachen globalen Wirtschaftswachstums stark nachgelassen hat. Doch auch der strukturelle Überschuss in der Leistungsbilanz ist in China gesunken und deutet darauf hin, dass der Renminbi nicht mehr so stark unterbewertet ist.“ Langfristig müssten Anleger mit größeren Volatilitäten der chinesischen Valuta rechnen.

Die Verankerung eines zweiseitigen Wechselkursrisikos liegt liegt nahc Meinung Kublis auch im Interesse der chinesischen Zentralbank. Schließlich führe eine Einwegs-Wette zu spekulativen Zuflüssen und es drohe die Bildung einer Blase. Im April 2012 hat die PboC daher die Bandbreite des chinesischen Wechselkurses gegenüber dem von der Zentralbank fixierten USD-CNY-Wechselkurs von 0,5 auf ein Prozent erhöht. Die Bank Sarasin erwartet, dass China ab dem Jahr 2013 verstärkt Maßnahmen zu einer Flexibilisierung des Wechselkursregimes einleiten wird. (mr)

Foto: Shutterstock

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