Multi Asset: „Rückkehr zu alten Tugenden“

Cash.: Wie schwer ist es zurzeit, das Attribut „Multi“ zu erfüllen?

Hoppe: Wenn Sie die Korrelationen ansprechen, die zuletzt alle gestiegen sind, dann ist es im Moment etwas schwieriger. Dennoch sind wir immer noch „Multi“. Wir haben Gold ebenso im Portfolio wie eine alternative Anlagestrategie. Der Kern ist indes Kasse, Aktien und Anleihen.

Cash.: Wie oft wandeln Sie das Portfolio?

Hoppe: Die taktische Allokation überprüfen wir wöchentlich. Die muss aber nicht per se zu einer Veränderung führen. Ansonsten gibt es zum Monatsanfang durchaus marginale Veränderungen, wenn wir beispielsweise der Growth- gegenüber der Value-Komponente größeres Gewicht einräumen oder umgekehrt.

In turbulenten Phasen wie etwa in 2011 kann sich das Portfolio auch im Laufe eines Monats durchaus nicht unerheblich verändern.

Cash.: Kommen wir einmal zur Schuldenkrise. Welchen Ausgang erwarten Sie und wie bereiten Sie sich darauf vor?

Hoppe: Das ist sicherlich die schwierigste aller Fragen. Wir erwarten kein Auseinanderbrechen der Eurozone. Das Thema Griechenland wird in der öffentlichen Wahrnehmung sehr stark überzeichnet. Das Ausmaß und der Einfluss auf die Wirtschaft Europas sind doch eher von untergeordneter Bedeutung.

Die größere Gefahr geht vielmehr von der Ansteckung auf andere Märkte aus. Wir haben das letztes Jahr beobachten können, als plötzlich Italien in Frage gestellt wurde, obwohl das Land fundamental betrachtet gesund dasteht.

Die Schuldenkrise wird uns aber auch in diesem Jahr noch viel Volatilität bescheren. Eine Planungssicherheit über einen längeren Zeitraum werden Investoren auch in 2012 nicht haben. Wir können nur mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten. Erhöhen sich diese für ein bestimmtes Szenario zu stark, gehen wir einem möglichen Problem grundsätzlich aus dem Weg.

Cash.: Wie sehen Sie die Entwicklung in China und den USA?

Hoppe: Für China erwarten wir eher ein „soft landing“, was beileibe nicht nachteilig wäre.

Denn in diesem Fall würde die Wirtschaft im Reich der Mitte immer noch zwischen 8 und 8,5 Prozent wachsen. Niemand konnte ernsthaft glauben, dass die Steigerungsraten von zehn Prozent und mehr aus der Vergangenheit auf Dauer fortgeschrieben werden würden.

Bezüglich der Lage in den USA sind wir sehr zuversichtlich. Die Gewinne der Unternehmen sind erstmals seit langer Zeit wieder auf Rekordniveau und der Anteil der Firmengewinne am Bruttoinlandsprodukt ist sehr hoch. Und gerade letzteres hat erhebliche, positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.

Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass bei einem Anstieg der Unternehmensgewinne am BIP mit einer zeitlichen Verzögerung von sechs Quartalen die Arbeitslosenquote sinkt. Zum Zeitpunkt der US-Präsidentenwahl könnte der Wert bei unter acht Prozent liegen.

Dies wäre wiederum aus zwei Gründen vorteilhaft: Zum einen stärkte dies das Konsumentenvertrauen. Zum anderen profitierte der Aktienmarkt. Denn es besteht eine Korrelationen zwischen Arbeitslosenquote und der Outperformance von Aktien gegenüber Renten in den Vereinigten Staaten.

Foto: Franklin Templeton

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