„Zweistellige Renditen ohne große Schwankungen“

Der Hannoveraner Vermögensverwalter Bantleon feiert den fünften Geburtstag der zwei Mischfonds Opportunies S und L. Vorstand Jörg Schubert erklärt das Besondere der Anlagestrategie und die aktuelle Ausrichtung.

Anleihen: Jörg Schubert
Schubert: „Das zeigt, dass die gesamte Weltwirtschaft massiv unter den Schwierigkeiten der Eurozone gelitten hat.“

Cash.: Die beiden Bantleon-Opportunities-Fonds sind jeweils rund eine Milliarde Euro schwer. Was macht die Produkte bei Investoren so beliebt?

Schubert: Am meisten zeichnet die Fonds aus, dass wir sie auf die Basisanlageklassen konzentrieren. Dazu gehören Aktien, Anleihen und der Geldmarkt, aber keine Rohstoffe, Währungen, High Yields und ähnliches. Am Aktienmarkt legen wir ausschließlich über Dax-Futures an. Bei dem Opportunities S beträgt das maximale Exposure 20 Prozent des Fondsvermögens, beim Opportunities L 40 Prozent. Der Dax hängt stark am globalen Konjunkturzyklus, da viele gelistete Unternehmen exportorientiert sind.

In Schwächephasen der Weltwirtschaft ist dies nicht vorteilhaft, während eines Aufschwungs haussiert dafür aber auch der deutsche Index. Damit ist es das ideale Instrument, um unsere Kompetenz zu nutzen, die Konjunkturentwicklung vorherzusagen. Auf der Bondseite sind die Fonds zu 100 Prozent in hochwertigen Anleihen investiert. Infrage kommen nur Staatsanleihen und Pfandbriefe aus den Kernstaaten der Eurozone. Die Laufzeit steuern wir sehr aktiv.

Wie geschieht dies aktuell?

In den vergangenen Wochen hatten wir eine Phase, in der langlaufende Anleihen zu bevorzugen waren. Es gibt aber auch Zeiträume, in denen wir im Geldmarkt investiert sind. Um dies zu erreichen, verkaufen wir nicht unsere Anleihebestände, sondern sichern diese über Bund-Futures ab. Die Anleihen zu verkaufen, ist keine Alternative, da wir die frei werdende Liquidität als Termingeld im Bankensektor unterbringen müssten. Ein solch großvolumiges Exposure in diesem Bereich akzeptieren viele unserer Kunden nicht.

Warum investieren Sie per Derivat in den Aktienindex Dax und nicht etwa per insolvenzgeschütztem Indexfonds?

In erster Linie wählen wir damit eine Lösung mit geringen Handelskosten, welche die Performance wenig schmälern und damit dem Anteilseigner zugute kommen. Aus unserer Sicht ist ein Dax-Future aber auch sicherer und transparenter als ein ETF. Bei einem Indexfonds stellen sich weitere Fragen: Wie repliziert der ETF den Index? Kauft er tatsächlich Aktien? Wenn ja, verleiht er diese wieder? Mit welcher Sicherheit? Wir bewegen nachweislich ein erhebliches Volumen am Aktienmarkt, weshalb wir bei einem ETF auch auf einen verlässlichen Market Maker angewiesen wären. Es sind also deutlich mehr Fragen zum Thema Sicherheit zu klären als bei den von uns gewählten Termingeschäften.

Warum investieren Sie in Aktien, aber nicht in Unternehmensanleihen?

Wir investieren nicht in Corporate Bonds, weil unsere Kunden wissen sollen, welche Risiken sie eingehen. Dazu gehören das Zinsänderungsrisiko und das Aktienmarktrisiko. Ein Bonitätsrisiko gibt es dagegen nicht, da wir durch den Verzicht auf Unternehmensanleihen die Gefahr säumiger Schuldner ausklammern.

Wie wirkt sich Ihre Konjunkturprogose auf das Anleihemanagement in den beiden Fonds aus?

Gutes Anleihemanagement basiert auf Konjunkturanalysen. Wir richten die Laufzeiten nach der zu erwartenden Wirtschaftsentwicklung aus. Wenn die Konjunktur schwächelt, ist es sinnvoll, in langlaufenden Anleihen investiert zu sein. Wenn umgekehrt die Wirtschaft zulegt, spricht dies für eine steigende Inflation und dafür, weniger auf langlaufende Anleihen zu setzen. Außerdem bestimmen die Prognosen auch die Entscheidung mit, ob wir in einem Portfolio auch Schuldnersegmente wie etwa Unternehmensanleihen berücksichtigen wollen.

Gelten die klassischen Zusammenhänge zwischen dem Zinsniveau am Rentenmarkt und dem Konjunkturzyklus seit der Finanzkrise noch?

Ja, daran hat sich bis zum heutigen Tag überhaupt nichts geändert. Auch die Frage, ob sich am Rentenmarkt eine Blase gebildet hat – also ob die Zinsen so niedrig sind, weil große Kapitalmengen in sichere Häfen gesteuert werden – ist ein leidiges Thema. Es gab und gibt ein faires Zinsniveau. Dieses lässt sich unter Berücksichtigung von Inflationserwartungen, Demografie und anderen Größen herleiten und beträgt aktuell für zehnjährige Bundesanleihen 2,5 bis 2,75 Prozent jährlich. In konjunkturellen Schwächephasen sinken die Zinsen darunter, im Aufschwung liegen sie dagegen höher.

Das heißt, die aktuellen Zinsniveaus sind aus Ihrer Sicht angemessen?

Ja, die Weltwirtschaft versucht gerade aus einer Schwächephase herauszukommen. Im vergangenen Jahr hatten wir eine handfeste Rezession. Deswegen müssen die Renditen für Top-Anleihen deutlich unter diesem fairen Zinsniveau liegen. Ob die zehnjährigen Bunds tatsächlich mit einem Tiefststand von 1,10 Prozent Jahresrendite richtig gepreist waren, lässt sich diskutieren. Dabei hat die Suche der Investoren nach einem sicheren Hafen möglicherweise einen halben Prozentpunkt ausgemacht. Aber die Zinsen sind nicht so niedrig, weil der Geldhahn aufgedreht wurde, sondern weil die Konjunktur nicht anspringt. Und aus diesem Grund wiederum wurde der Geldhahn aufgedreht. Ergo lassen sich Investmententscheidungen wie in der Vergangenheit am Wirtschaftszyklus ausrichten.

Aus welchem Grund haben die Börsen im vergangenen Jahr bereits zugelegt?

Die Aktienmärkte folgen sehr wohl dem Konjunkturthema. Sie performen allerdings bereits, wenn nur die Aussicht besteht, dass etwas nicht schlimmer wird. Und zu genau dieser Erkenntnis gelangten Marktteilnehmer mit Blick auf die Eurokrise.

Erwarten Sie, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung nun endlich gelingt?

Wir befinden uns gerade in einer schwierigen Übergangsphase, die es an konjunkturellen Wendepunkten immer gibt. Während Frühindikatoren schon eine Belebung zeigen und die Finanzmärkte beginnen, auf Risiko-Assets zu setzen, folgt die reale Wirtschaft noch nicht. So erhält die Euphorie anfangs immer wieder einen Schlag ins Gesicht, wenn tatsächliche Geschäftszahlen veröffentlicht werden. In den nächsten Wochen werden die realwirtschaftlichen Zahlen aber nachziehen, den Konjunkturschub belegen und die Aktien-Hausse solide untermauern.

Stellt die nicht überwundene Krise in der Eurozone eine Gefahr für die Wertentwicklung der Portfolios dar?

Allerdings, ein erneutes Aufflammen kann dieses Nachziehen der Realwirtschaft und damit die ganze Hoffnung auf ein Ende der Rezession zunichte machen. Dies hat sich bereits im vergangenen Jahr gezeigt. Damals standen bereits alle Konjunkturampeln auf Grün, aber zeitgleich mit den akuten Problemen in Spanien und Co. sanken die Importe der Eurozone aus den USA und China. Das zeigt, dass die gesamte Weltwirtschaft massiv unter den Schwierigkeiten der Eurozone gelitten hat. Rund um den Globus wünscht man sich deshalb Stabilität in der Währungsunion. Eine politische Erosion, wie derzeit in Italien zu beobachten, kann dies alles wieder infrage stellen.

Wie groß schätzen Sie dieses Risiko ein?

Das ist praktisch nicht zu quantifizieren. Die Situation lässt sich als Wettlauf zwischen einer realwirtschaftlichen Erholung, die auch die Peripheriestaaten wirtschaftlich entlasten und den sozialen Druck dort sowie in den Industriestaaten senken würde, und einer möglicherweise großflächigen politischen Erosion verstehen, welche den ökonomischen Aufschwung immer weiter hinausschieben könnte. Dies ist das Risikoszenario. Unser Hauptszenario allerdings bleibt, dass die Konjunktur nun bald Tritt fasst.

Wie fällt die Performance aus?

In der S-Variante circa 7,5 Prozent und in der L-Variante rund elf Prozent pro Jahr. Damit liegen beide Portfolios über der Zielrendite von vier beziehungsweise sechs Prozent. Nun versuchen wir, die Erwartungen unserer Kunden auf dem Boden zu halten. Diese Performance ist toll, wir bleiben aber ein risikoaverser Asset Manager. Allein diese Zielrenditen ausschließlich mit den Basisanlageklassen dauerhaft zu erreichen, ist ohnehin schon eine große Leistung und sollte unsere Kunden auch zukünftig überzeugen.

Interview: Marc Radke

Foto: Bantleon

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