Autoabsatz: Emerging Markets sorgen für Kursfeuerwerk

Die Kraftfahrzeugbranche erfreute sich 2012 an steigenden Absätzen, herausragend sind die Ergebnisse in den Emerging Markets. Infolgedessen erzielten die Automobilhersteller in Europa die beste Performance am Aktienmarkt.

Gastbeitrag von Caroline De Troyer, Dexia Asset Management

 

Caroline De Troyer, Dexia Asset Management

Die Outperformance betrug über 20 Prozent gegenüber dem europäischen Gesamtmarkt. Insbesondere die Bilanzen der Hersteller Volkswagen (+49 Prozent), BMW (+41 Prozent) und Renault (+52 Prozent) sind beachtlich. Gleichzeitig gab es mit nahezu 80 Millionen Neuwagenanmeldungen 2012 einen neuen Weltrekord. Dabei zeigten sich jedoch klare geografische Unterschiede: In Nordamerika wuchs der Kleinwagenmarkt um über 13 Prozent und verzeichnet somit die höchste Wachstumsrate seit 2007. Grund hierfür waren der Austausch älterer Fahrzeuge und günstige Kredite. In China wuchs der Automobilmarkt, angetrieben von der starken Nachfrage um 6 Prozent im Jahr 2012. In Europa hingegen schrumpfte der Markt um acht Prozent und fiel damit auf den tiefsten Wert seit 1993. In Belgien allein betrug der Rückgang nahezu 15 Prozent. Dies ist der höchste Einbruch seit 20 Jahren.

Verkäufe in Europa geben weiter nach

Im Jahr 2013 ist in Europa kein Zuwachs bei Fahrzeugverkäufen zu erwarten, im Gegenteil: Erste Prognosen weisen auf einen Rückgang um 5 Prozent hin. Die Nachfrage in allen bedeutenden Märkten Europas wird weiter sinken. Auslöser sind Sparmaßnahmen, Kaufkraftverlust und hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere in den südeuropäischen Ländern. Die Wachstumsprognosen für den globalen Automobilmarkt liegen dennoch weiterhin um die fünf Prozent, da der Einbruch in Europa durch die Schwellenländer und die Markterholung in den USA ausgeglichen werden kann.

Obwohl Volkswagen bereits seit mehreren Jahren eine bemerkenswerte Performance aufweist, sprechen mehrere Anzeichen für eine Fortsetzung der guten Ergebnisse:

■ Die großen Marktanteile in den Schwellenländern (über 42 Prozent aller Verkäufe) sind auch weiterhin der Antrieb für zukünftigen Volumenzuwachs und bieten gleichzeitig höhere Rentabilität als der Gruppendurchschnitt. Volkswagen prognostiziert für dieses Jahr 9 Prozent Wachstum in China (27 Prozent des Gruppenvolumens) und ist überzeugt, dass sich dieses Wachstum langfristig bei 7 Prozent pro Jahr halten lässt.

■ Europa entwickelt sich zwar rückläufig, doch der Marktanteil von Volkswagen steigt weiter. Der neue Golf und Touran sowie der Octavia von Skoda dürften diesen Trend in den kommenden 12 bis 18 Monaten unterstützen.

■ Die Gruppe erwirtschaftet einen durchschnittlichen Freien Cashflow von 6 Milliarden Euro pro Jahr und weist eine Liquidität von 11,5 Milliarden Euro aus. Diese Zahlen sind der Beleg für eine sehr solide Bilanz.

■ Die Einführung einer neuen Modular-Plattform dieses Jahr lässt signifikante Einsparungen erwarten und stärkt die Führungsposition des Unternehmens.

Chinesisches Absatzpotenzial immens

BMW ist, nicht zuletzt dank seines Rufes als Premiummarke, ebenfalls in der Lage, von seiner globalen Verbreitung zu profitieren. Die USA und China steuern jeweils 20 Prozent beziehungsweise 19 Prozent zu den Gruppenverkäufen bei. Selbst bei eventuell sinkenden Erträgen in China (ausgelöst durch Konkurrenzdruck durch kleinere, lokal gefertigte Modelle) sind dort weit höhere Gewinne als in der Gruppe insgesamt zu erwarten.

China bietet weiterhin ein beträchtliches Wachstumspotenzial für alle Hersteller aus Europa dank einer immer noch vergleichsweise geringen Verbreitung von Automobilen und der Verbesserung des Lebensstandards, etwa durch Einkommenssteigerungen bei der Mittel- und aufstrebenden Oberklasse. In der Vergangenheit entwickelte sich der Markt für Modelle der Oberklasse sogar dynamischer als der für Mittelklassemodelle. Bei einem Gesamtmarktwachstum von 22 Prozent pro Jahr seit 2007 wächst das Oberklasse-Segment mit 36 Prozent pro Jahr.

Auch dieser Trend dürfte anhalten, einerseits dank der Kaufkrafterhöhung in China und andererseits dank des Bedarfs an Oberklassefahrzeugen als Statussymbol. BMW profitierte davon in der Vergangenheit, und dank der Großinvestitionen in China sollte sich daran auch wenig ändern. Dieses Jahr wird die neue 3er-Serie einen wichtigen Beitrag zum Absatzvolumen und zur Gewinnsituation leisten. Der neue Mini und der neue X5 kommen ebenfalls noch dieses Jahr auf den Markt. BMW beeindruckt zudem mit einer Liquidität von 12 Milliarden Euro dank seines jährlichen Freien Cashflow von 3 Milliarden.Euro .

 

Autorin  Caroline De Troyer ist Senior Aktienanalystin bei der Fondsgesellschaft Dexia Asset Management.

Foto: Dexia Asset Management

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