Dossier Flaggschifffonds

Investmentfonds mit großen Volumina sind die Flaggschiffe der Asset Manager und bei Vertrieb wie auch Investoren stark gefragt. Aber vertrauen Anleger den Bestsellern zurecht?

Das Motto „Viel hilft viel“ scheint zu stimmen. Aktuelle Analysen des Berliner Ratinghauses Scope bestätigen, dass neugestartete Fonds tatsächlich nur selten mit dengroßen  etablierten Angeboten mithalten können. Und speziell für sogenannte vermögensverwaltende Fonds haben die Analysten festgestellt, dass das Volumen den Anlageerfolg beeinflusst: Im Durchschnitt konnten große Fonds über die vergangenen fünf Jahre verglichen mit kleineren Wettbewerbern eine Überrendite erzielen.

Großvolumige VV-Fonds sind erfolgreicher

Scope hat nach eigenen Angaben dazu bei 749 vermögensverwaltenden Fonds den Zusammenhang zwischen Volumen und Performance untersucht. Als Ausgangspunkt diente das Fondsvolumen vor fünf Jahren. Im Ergebnis zeigt sich, dass die großen Fonds in der Regel eine bessere Performance lieferten als kleine Fonds.

So zeigen etwa die 25 Prozent größten defensiven Fonds über fünf Jahre eine durchschnittliche Performance von elf Prozent. Die kleinsten 25 Prozent der Fonds erzielten dagegen lediglich rund sieben Prozent Plus.

Bei flexibleren vermögensverwaltenden Fonds liegt das Verhältnis laut Scope-Berechnung bei 13,6 Prozent zu 6,5 Prozent.

Dies zeigt, dass Größe von Vorteil sein kann. Beispielsweise steht mehr Budget für Research und Analyse zur Verfügung. Ein grundsätzliches Problem haben jedoch großvolumige Fonds: Mit zunehmender Größe werden sie unbeweglicher und können Investmentchancen nicht mehr oder nur noch teilweise nutzen. Bei Fonds, deren verwaltetes Kapital stark anwächst, kann deshalb unter Umständen nicht mehr die ursprüngliche Outperformance erzielt werden.

Frische Offerten performen selten besser

Neu aufgelegte Fonds versprechen Anlegern dagegen Mehrwert durch neue Konzepte und Ideen. Laut Scope fallen die Ergebnisse junger Fonds im Vergleich zu etablierten Produkten jedoch nur selten besser aus.

Das Angebot neuer Fonds nimmt aber beständig zu. Aktuell sind in Deutschland nach Scope-Angaben 7.838 aktiv gemanagte Investmentfonds zum Vertrieb zugelassenen. Vor einem Jahr standen Anlegern noch 360 Fonds weniger zur Auswahl.

Die Ergebnisse fallen meist schwächer aus: So haben zum Beispiel in der Kategorie globaler Aktien die 29 neu aufgelegten Fonds mit durchschnittlich 9,5 Prozent auf Jahressicht das Ergebnis der etablierten Produkte verfehlt. Die kamen im Schnitt auf 11,2 Prozent.

Jahrzehntelange Erfahrung hilft

Zur letztgenanten Gruppe gehört auch der Templeton Growth Fund. Das Fondsmanagement um Norman Boersma investiert in Aktien von Unternehmen aus aller Welt.

„Im Gegensatz zu vielen Investoren, die sich an Prognosen und kurzfristigen Trends orientieren, geht das Fondsmanagement antizyklisch vor – kauft also in Zeiten des größten Pessimismus und verkauft in Zeiten des größten Optimismus“, erklärt Boersma.

Kaufmännisch sucht Boersma den Gewinn im Einkauf: „Normalerweise kaufen wir eine Aktie zur Hälfte des Wertes, den wir für realistisch halten. Ein 50-prozentiger Discount ist also üblich. Wir erwarten im Gegenzug, dass sich der Preis einer Aktie in einem Zeitraum von rund 3 Jahren verdoppelt. Der Sicherheitspuffer variiert aber. Bei europäischen Banken beispielsweise haben wir investiert, als sie etwa zu einem Drittel des fairen Werts gehandelt haben.“

Der Schnäppchenjäger verlangt aber Geduld von seiner Kundschaft: „Auch lange Phasen der Under-Performance im Vergleich zum Index werden in Kauf genommen, wenn das Management von langfristigen Ourperformance-Potezial einer Aktie überzeugt ist. Deshalb müssen Anleger bei Templeton geduldig sein. Betrachtet man die vergangenen Jahre, so wird deutlich, dass werthaltige Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen zu finden sind. Einige Branchen, die vor ein paar Jahren noch im Trend lagen, sind heute nicht mehr aktuell.“

Auch Schwergewichte können auf Schnäppchenjagd gehen

Das Portfolioteam versucht, dieses Wechselspiel an den Aktienmärkten möglichst geschickt auszunutzen und in Unternehmen zu investieren, die vom Markt nicht favorisiert werden. Diese Werte ermöglichen in der Regel – wenn frühzeitig entdeckt – einen günstigen Einstiegspreis und stellen die Partizipation an interessanten Kurssteigerungen in Aussicht.

Anteilsiegner konnten zufrieden sein. Im Schnitt hat Boersma rund 14 Prozent Rendite in den zurückliegenden drei Jahren erzielt. Boersma zitiert Unternehmensgründer Sir John Templeton: „Die Leute fragen mich ständig, wo die Aussichten gut sind. Doch sie stellen die falsche Frage.“ Die richtige Frage lautete nach seiner Überzeugung: „Wo sind die Aussichten am schlechtesten?“

Boersam erklärt sein Vorgehen am Beispiel europäischer Banken: „2011, als wir unser Engagement bei Banken ernsthaft aufstockten, sprach viel dafür, dass Banken und insbesondere europäische Institute die schlechtesten Aussichten boten. Doch wer auf diesem Niveau gegen das europäische Bankensystem wettete, der setzte auf verstärkte politische Dysfunktion in Europa bis hin zu einem vollständigen Zusammenbruch der Europäischen Währungsunion. Das hielten wir für unwahrscheinlich – aus dem einfachen Grund, weil es teurer war, die Union auseinanderbrechen zu lassen, als sie zusammenzuhalten. Außerdem gab es maßgebliche Unterstützung für die Bewertungen, denn europäische Banken wurden zu 30 bis 60 Prozent ihres materiellen Buchwerts gehandelt, also auf dem Niveau, auf dem US-Banken in der Weltwirtschaftskrise einen Boden bildeten.“

 

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