„Gelddruckerei könnte außer Kontrolle geraten“

Wie hat sich die Asset-Allokation der vermögensverwaltenden Fonds in den letzten Monaten verändert?

Wir haben die Aktienquote sukzessive erhöht und uns dabei auf Titel mit hoher Qualität und stabilen Geschäftsmodellen konzentriert. Gesunken sind dagegen der Goldanteil, weil wir bei laufenden Mittelzuflüssen nicht mehr zugekauft haben, sowie unser Bestand an Wandelanleihen.

Was sind die größten Gefahren für die Performance Ihrer Fonds?

Ein deutlicher Anstieg des Zinsniveaus, wenngleich ein solcher aus verschiedenen Gründen, etwa der hohen Verschuldung in vielen Industriestaaten, derzeit äußerst unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich scheint.

Kein Problem hätte ich, wenn dieser aus „good reasons“, wie Fed-Chef Ben Bernanke sagt, also im Zuge einer Konjunkturbelebung steigen würde. Dieses Szenario sollte sich ebenfalls positiv für Aktien erweisen.

Alles in allem ist das Zinsniveau nicht mehr weit davon entfernt, wo es nach traditionellen wirtschaftlichen Überlegungen hingehört, nämlich beim nominalen Wirtschaftswachstum. Bei einem realen Zuwachs von 1,5 Prozent und einer Inflation von 1,5 Prozent läge dieses bei drei Prozent.

Darüber hinaus gibt es natürlich Ereignisse, die wir nicht vorhersehen können, den berühmt-berüchtigten „schwarzen Schwan“.

Welche Investments haben in letzter Zeit den größten Beitrag zur Rendite geleistet?

Die größten Wertbeiträge haben zuletzt unsere Aktienpositionen beigesteuert. Und daran dürfte sich auch in den kommenden Monaten nicht allzu viel ändern. Aktien sind aus unserer Sicht weiterhin die attraktivste Anlageklasse.

Sie setzen dabei aktuell kaum auf zyklische Titel. Warum?

Die konjunkturelle Lage ist nach wie vor fragil. Das gilt für die USA – und erst recht für die Eurozone. Wir gehen davon aus, dass defensive Titel, insbesondere erstklassige Konsumwerte, in diesem Umfeld eine gute Wahl sind.

In welchem Maß und Vehikel berücksichtigen Sie in Rohstoffe?

Wir betrachten Rohstoffe nicht als eigene Anlageklasse wie Aktien, Renten oder Gold. Da ein physischer Kauf von Rohstoffen aus praktischen Gründen meist ausscheidet, bleibt nur die Investition über Futures.

Auf diese Weise lässt sich üblicherweise nur kurzfristig spekulieren, nicht langfristig investieren. Mit Rohstoffaktien dagegen kauft man nicht die Preisentwicklung eines Rohstoffs, sondern ein gewöhnliches Unternehmen.

Wir schauen deshalb vor einer Anlageentscheidung nicht nur auf die produzierten Rohstoffe, sondern bewerten zuallererst die Qualität des jeweiligen Konzerns – so wie wir das bei allen anderen Aktienengagements auch tun.

Welche Rolle spielt der Vertrieb über freie Vermögensberater?

Eine sehr wichtige. Wir streben eine möglichst langfristige Beziehung zu unseren Investoren an. Und wir werden alles daran setzen, das Vertrauen der Vertriebspartner und ihrer Kunden durch eine offene und transparente Kommunikation zu festigen.

Interview: Marc Radke

Foto: FVS

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