Inhabergeführte Unternehmen: Werte, Traditionen und Rendite

Wie groß ist das Anlageuniversum und wie finden Sie aussichtsreiche Titel?

Von den ca. 3.500 in Europa gelisteten Unternehmen haben rund 1.800 einen Ankerinvestor der mindestens 20 Prozent ihrer Stimmrechte hält. Als Ankerinvestor und Entrepreneur kommen für uns infrage: individuelle Gründer oder Eigentümer, Familien, Stiftungen sowie Aktionärsgruppierungen, die durch einen Aktionärsbindungsvertrag liiert sind, wie im Falle eines MBOs.

In wenigen Fällen kann diese Rolle auch von institutionellen Eigentümern wie Private Equity oder anderen Korporationen erfüllt werden. Wir legen viel Wert auf die Liquidität unserer Positionen, deshalb reduzieren wir unser investierbares Universum weiter auf ca. 600 Unternehmen, die eine Marktkapitalisierung über 200 Millionen Euro aufweisen und über einen genügend großen Streubesitz verfügen.

Unsere Investmentphilosophie basiert auf aktivem Stockpicking nach fundamentalen Kriterien. Dies mündet in ein konzentriertes Portfolio von rund 30 bis 40 Titeln und spiegelt unsere stärksten Überzeugungen wider.

Gibt es länderspezifische Besonderheiten, die das Universum limitieren oder sogar erhöhen?

Die Penetration eigentümergeführter Unternehmen in den jeweiligen Länderindizes beträgt durchschnittlich rund 50 Prozent. So gehören 48 Prozent der Gesellschaften im Stoxx-Europe-600-Index zu unserem Anlageuniversum.

Als Sonderfall gilt Großbritannien, wo ein Großteil des Indexes aus großkapitalisierten Finanz- und Pharmawerten besteht und somit für uns von geringerer Relevanz ist. Derzeit wird viel über die Vorteile von dividendenstarken Unternehmen in volatilen Märkten diskutiert.

Inwieweit ist die Dividendenrendite ein Parameter bei der Titelsuche?

Entrepreneure verfügen über klare Visionen und verstehen es, diese in erfolgreiche Wachstumsstrategien zu überführen. Zudem mögen sie es, gerade dann antizyklisch zu investieren, wenn es sich die Wettbewerber aufgrund dringenderer Prioritäten nicht mehr leisten können. „Gestärkt aus der Krise“ ist deren Motto.

Ihre Bilanzen sind meist sehr konservativ strukturiert, womit die Finanzierung ihres Wachstums nicht durch Kredite, sondern vielmehr über Eigenmittel erfolgt. Generierte Cashflows werden entsprechend nicht ausgeschüttet, sondern reinvestiert.

Damit definieren sich eigentümergeführte Unternehmen weniger über hohe Dividendenrenditen als vielmehr über ihre dynamische Kursentwicklung. So erzielte der BB Entrepreneur Europe in 2012 bei einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 2,8 Prozent eine Gesamtrendite von ca. 22 Prozent per Mitte Dezember.

Der BB Entrepreneur Europe ist mit drei Jahren noch recht jung, weist aber bereits eine sehr gute Performance auf. Eignet sich der Fonds als Core-Investment für einen Anleger, der in europäische Aktien investieren will?

Wenn Mitbewerber auf Value oder Growth als Anlagestil setzen, so setzen wir auf das Segment der inhabergeführten Unternehmen. Und damit setzen wir auf Qualität und unternehmerische Nachhaltigkeit.

Der Performanceerfolg ist replizierbar und basiert neben den vorteilhaften Eigenschaften des Universums insbesondere auch auf unseren Stockpicking-Fähigkeiten und einem disziplinierten und gut strukturierten Anlageprozess.

Unsere Kunden schätzen aber nicht nur die attraktiven Renditepotenziale, sondern etwa auch die immateriellen und moralischethischen Werte, die mit solchen Unternehmen verbunden sind. In diesem Sinne eignet sich diese Strategie in der Tat als Baustein einer Europa-Aktienallokation.

Wie bei jedem Engagement in Aktien sollten sich Anleger aber auch bei dieser Strategie vor Augen führen, dass in Phasen stärkerer Marktschwankungen temporäre Buchverluste in Kauf genommen werden müssen. In Anlehnung an die dem Portfolio zugrunde liegenden Unternehmer, die ihre Rentabilitäts- und Gewinnziele über eine mehrjährige Zeitspanne definieren, sollten auch die Investoren einen mehrjährigen Anlagehorizont verfolgen.

Interview: Frank O. Milewski

Foto: Bellevue Asset Management

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